Walter Bröcker

Aus Romano-Guardini-Handbuch
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Walter Bröcker (1902-1992) war ein deutscher Philosoph.

Biographie

  • 1920-1933 Studium der Philosophie, Geschichte, Volkswirtschaftslehre und Physik an den Universitäten Hamburg, Freiburg, Marburg und Berlin
  • 1928 Dr. phil. in Marburg bei Martin Heidegger mit der Arbeit Kants „Kritik der ästhetischen Urteilskraft“. Versuch einer phänomenologischen Interpretation und Kritik des I. T. der „Kritik der Urteilskraft“.
  • Assistent Heideggers
  • 1933-1935 SA-Mitglied
  • 1934 Habilitation an der Universität Freiburg im Breisgau mit der Arbeit über Aristoteles ebenso bei Heidegger
  • zu Beginn des Zweiten Weltkrieges kurzzeitig Wehrmachtsdienst in einer Baukompanie und einem Bau-Ersatz-Bataillon
  • 1937-1940 Dozent an der Universität Freiburg
  • ab 1. Januar 1940 (Antrag: Juni 1939): NSDAP-Mitglied (Mitgliedsnummer 8.367.438)
  • 1940-1941 Professor für Philosophie in Vertretung an der Universität Rostock
  • 1941-1948 als ordentlicher Professor ebendort; außerdem Institutsdirektor
  • 1942-1945 Dekan ebendort
  • 1945 kurzzeitige Entlassung durch die Sowjets aufgrund seiner NSDAP-Mitgliedschaft
  • Bescheinigung der Universität Rostock (unter Aufführung zahlreicher Zeugen), Bröcker habe eine antinazistische Einstellung gehabt, sei allein aus wirtschaftlichen Zwängen in die NSDAP eingetreten und habe kein Parteiamt bekleidet.
  • kurzzeitig SED-Anwärter
  • 1948 Ruf nach Kiel als ordentlichen Professor für Philosophie ermöglicht ihm und seiner Familie (mit sechs Kindern) aus der Ostzone legal auszureisen er war mit der Heidegger-Schülerin Käte Bröcker-Oltmanns (1906-1999), die 1935 in evangelischer Theologie über Meister Eckardt promoviert hatte und sich später an der Herausgabe von Heideggers Vorlesungen beteiligte.

Bibliographie zu Guardini

  • Das was kommt - gesehen von Nietzsche und Hölderlin, 1963 [neu aufgenommen] – [Monographie] - https://books.google.de/books?id=mCxIAAAAMAAJ ; zu Romano Guardini:
    • S. 38 f.: „... Zu sehr, O Christus, häng ich an dir. Guardini sagt zu dieser Stelle[24 R. Guardini, Hölderlin 1939, S. 563 f.]: Ich glaube nicht, daß er noch ein zweites Mal ausgesprochen worden ist, dieser Vorwurf eines Christusliebenden gegen sein eigenes Herz, es liebe ihn, Christus, zu sehr und die »anderen Götter“ zu wenig! Aber diesen zweiten Selbstvorwurf, er liebe die anderen Götter zu wenig, den hat sich Hölderlin in Wahrheit nie gemacht, im Gegenteil nennt er sie genauso wie Christus solche, die zu lieb mir sind[25 2, 149]. In gleicher Weise also klagt er sich einer zu großen Liebe zu den alten Göttern Griechenlands an. Und der Grund dieser Selbstanklage ist beidemale derselbe: Liebe heißt Gegenwart wollen, Gegenwart Christi und der anderen Götter zumal. Solches Wollen aber verkennt das unausweichliche Schicksal der christlichen Zeit, in der die fernen Götter in ihrer Ferne belassen werden müssen. Die Selbstanklage: zu sehr o Christus häng ich an dir, erhebt also nicht den Vorwurf, zu christlich, sondern den entgegengesetzten, nicht christlich genug zu denken. Das Unchristliche ist die Versuchung, Christus aus Liebe zu ihm in einen anwesenden Gott zu verwandeln. Daß aber Hölderlin dazu versucht wird, ist nicht Zufall, sondern hat seinen Grund in seinem Dichterberuf: Die Dichter müssen, auch die geistigen, weltlich seyn[26 2, 156]. Der Dichter muß das sinnlich Gegenwärtige besingen, auch der geistige, d. h. der der christlichen Zeit. Daher sagt Hölderlin in seiner letzten wachen Zeit: Christus. Diesen möcht' Ich singen gleich dem Herkules ... Das geht aber Nicht. Anders ists ein Schicksal. Wundervoller. Reicher zu singen. Unabsehlich Seit jenem die Fabel. Und jetzt Möcht - ich die Fahrt der Edelleute nach Jerusalem, und das Leiden irrend in Canossa. Und den Heinrich singen[27 2, 181 f.]. Diese letzte Aufgabe, die Hölderlin vor sich sah, die Geschichte als den Mythos Christi zu dichten, war ihm nicht mehr zu lösen vergönnt. Guardini meint am Schluß seines Buchs, die Auseinandersetzung Hölderlins mit der Christusgestalt sei nicht zur letzten Entscheidung gekommen, so sei es offengeblieben, ob sie durch die anderen Götter Hölderlins „endgültig in deren Art und Zusammenhang hineingezogen und damit zur letzten Besiegelung autonomer Weltgöttlichkeit gemacht worden wäre, oder ob sie diese Eingleichung gesprengt und sich die anderen Söhne des höchsten Vaters´ als Deuter ihrer eigenen souveränen Sinnfülle untergeordnet“ hätte [28 a.a.O., 564]. In Wahrheit ist aber ein solcher Konflikt, der auf die eine oder andere Weise entschieden werden könnte und müßte, gar nicht da.“

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