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Aus Romano-Guardini-Handbuch
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=== Papst Franziskus: Hoffe. Die Autobiographie ===
=== 10 Jahre "Laudato si" und 75 Jahre "Das Ende der Neuzeit" (24. Mai 2025) ===
Anfang 2025 erschien die Autobiographie von Papst Franziskus in 80 Ländern und zahlreichen Übersetzungen. Die deutsche Fassung erschien im Kösel-Verlag. Auch darin gibt es wieder einige Bezüge zu Guardini (siehe [https://www.google.de/books/edition/Hoffe/fxkrEQAAQBAJ google-books]):
Vor zehn Jahren veröffentlichte [[Papst Franziskus]] seine Umwelt- und Sozialenzyklika "[[Laudato si]]". Darin nimmt er direkten Bezug zu Romano Guardinis Buch "[[Das Ende der Neuzeit]]", das 1950, also vor nunmehr 75 Jahren erschienen ist. Nachdem es zeitgenössisch stark diskutiert, von den sechziger Jahren von regressiven und progressiven Kräften gleichermaßen einseitig - die einen scheinbar zustimmend, die anderen ablehnend, eine eine konservativ-kulturkritische Ecke gestellt, gilt es nunmehr mehr denn je als eine prophetische Schrift, die trotz aller enthaltener Neuzeit- und Technikkritik die Neuzeit und die Technik als solche nicht in Frage gestellt, sondern bejaht wird. Der Mensch der Nach-Neuzeit braucht vor allem ein neues "Ethos der Macht", um "Macht über die Macht" zu gewinnen, die sich so sehr gesteigert hat, damit auch die Technik zum Wohle des Menschen und der Schöpfung eingesetzt wird und nicht zu ihrem Schaden.
* Im Abschnitt "8 Das Leben ist die Kunst der Begegnung" heißt es: "Oder wie Romano Guardini schreibt, ein großer Theologe, der in Italien geboren wurde, aber schon als Kind nach Deutschland kam: "Der Mensch ist so geschaffen, daß er sich selbst zunächst in einer `Anfangsform´ gegeben ist; in einem Entwurf auf das Leben hin. Hält er den fest, bleibt er bei sich; tritt er nie in die Hingabe ein, dann wird er immer enger und dürftiger. Er `hat seine Seele festgehalten´ und verliert sie dadurch immer mehr.""
* Im Abschnitt über das Volk als "mythische und historische Kategorie" nimmt er wieder Bezug auf Dostojewski und das Dostojewski-Buch Guardinis: "Ich habe Dostojewski immer geliebt, schon als Junge. Und seit ich Rektor an der Fakultät für Philosophie und Theologie in San Miguel war, konnte ich mich auch für die  Studien begeistern, die Romano Guardini zu diesem großen russischen Dichter und seiner Welter geschrieben hat. Das Volk von Dostojewski und Guardini ist ein "mythisches Wesen", ohne jede Idealisierung. So sehr diese Menschen auch sündigen und leiden mögen, sie stehen für eine authentische Menschheit."
* Dann berichtet er über die Vorbereitung des Vortrages zur KI auf dem G7-Treffen 2024: "Als ich über meinem Vortrag zur KI saß, den ich im Juni 2024 auf dem G7-Treffen im apulischen Borgo Egnazia vor zahlreichen Regierungschefs halten sollte, fiel mir Romano Guardini ein, der Theologe, dessen Denken mir oft geholfen hat. Ich wollte das Thema von allen Untergangsbeschwörungen befreien, die uns so oft lähmen, von der Starrheit, die sich dem "Neuen" entgegenstellt in dem sinnlosen Versuch, eine Welt bewahren zu wollen, die zum Verschwinden verurteilt ist. Gleichzeitig aber wollte ich deutlich machen, das es in unserer Verantwortung liegt, sensibel für all das zu bleiben, was zerstörerisch und unmenschlich ist."
* Schließlich wird in den Erläuterungen, vermutlich ein Entwurf zur später tatsächlich gehaltenen Rede, auch Guardini genannt und zitiert: "Mit Guardini können wir sagen, dass jedes Problem technischer, sozialer oder politischer Natur "nur vom Menschen her zu lösen ist. Ein neues Menschentum muss erwachen, von tieferer Geistigkeit, neuer Freiheit und Innerlichkeit." - Und etwas weiter heißt es im Text über das "Anti-Herz" des Narzissmus und der Selbstbezogenheit: "In der Folge werden wir unfähig, Gott zu empfangen, weil wir - wie Heidegger gesagt hätte -, um das Göttliche zu empfangen, ihm ein Gästehaus errichten müssen. Und das Gleiche gilt auch für uns, wenn wir auf unsere authentische und wahre Essenz reagieren wollen. Wenn das Herz nicht lebe, schreibt Guardini in seinem Aufsatz über Dostojewski, bleibe der Mensch sich selbst fremd."
* Auch wenn in der tatsächlich gehaltenen Rede, der Name Guardini fehlt, "atmet" im Text also Guardinis "Ja zur Technik" als Ausgangspunkt für eine echte "Metanoia".


=== Film "The prophet of lake Como"===
Im Sinne eines besseren Verständnisses des Theorems vom "Ende der Neuzeit" kann nicht entschieden genug darauf hingewiesen werden, dass Guardini dieses Ende zur Jahrhundertwende ansetzt und nicht erst nach "1945". Es ist bereits in seinem anonymen Rezensionsaufsatz "[[Das Interesse der deutschen Bildung an der Kultur der Renaissance]]" (1911) enthalten. Guardini spricht in diesem Aufsatz von der Aufgabe, ein neues "Mittelalter" zu schaffen, nicht durch ein Zurück zum vergangenen, sondern durch ein Vorwärts zu "unserem Mittelalter". Guardini positioniert sich somit sehr früh gegen eine bloße Mittelalter-Nostalgie, wohl aber auch für eine Überwindung der zersetzten "neuzeitlichen" Kultur. (S. 11: "Wie aus der zersetzten hellenistisch-römischen Kultur, durch den Eintritt des Christentums und Germanentums das Mittelalter wurde, das Schauspiel, scheint mir, könnte uns Weisheit lehren, denn unsere Aufgabe ist, ein neues »Mittelalter« zu schaffen. Das braucht niemanden zu erschrecken; nicht zurück zum vergangenen, sondern vorwärts zu »unserem Mittelalter« solls gehen."
EWTN hat ihre 2020 erschienene und sehenswerte filmische Dokumentation '''"The prophet of lake Como - Fr. Romano Guardini on technology and culture"''' zum Online-Streaming freigegeben - https://ondemand-origin.ewtn.com/Home/Play/en/381371030


==="Die Gegensatzlehre Romano Guardini. Genese - Grund - Gehalt" ===
=== Papst Leo XIV. wurde am 8. Mai 2025 gewählt ===
Dr. '''[[Paul Metzlaff]]''' konnte seine Doktorarbeit über Romano Guardinis Gegensatzlehre veröffentlichen. Sie ist ab sofort als erfreulicherweise kostenlose '''Online-Version''' über die Nomos E-Library ([https://www.nomos-elibrary.de/10.5771/9783495991787/die-gegensatzlehre-romano-guardinis?page=1 Nomos E-Library]) zum Download zugänglich, erscheint aber im Dezember 2024 auch in gedruckter Form beim Verlag Karl Alber ([https://www.nomos-shop.de/de/p/die-gegensatzlehre-romano-guardinis-gr-978-3-495-99177-0 Nomos-Shop]). Sie enthält zwei Anhänge , zum einen das bislang unveröffentlichte '''[[Notizbuch Romano Guardinis (1914-1919)]]''' sowie den bislang nicht in der deutschen Werkausgabe zugänglichen Text '''[[Gegensatz und Gegensätze]]''' (1914) in textkritischer Fassung (bezüglich handschriftlicher Vorarbeiten)
Habemus Papam: Mit Kardinal '''Robert Francis Prevost OSA''' (* 1955), der sich als Papst den Namen '''Leo XIV.''' gibt, wurde erstmals seit Pius XI. (und mit Ausnahme des kurzen Pontifikats von [[Papst Johannes Paul I.]]) ein Papst gewählt, der keine persönliche Beziehung oder Verbindung zu Guardini oder seinem Werk hat. Anders als bei [[Papst Pius XII.]], [[Papst Johannes XXIII.]], [[Papst Paul VI.]], [[Papst Johannes Paul II.]], [[Papst Benedikt XVI.]] und [[Papst Franziskus]] hat sich Leo XIV. bislang nicht öffentlich mit Romano Guardini auseinandergesetzt oder auf ihn Bezug genommen. Allerdings sind viele Bereiche seines Wirkens als Augustiner, in Peru und in Rom noch nicht bekannt genug. Denn sowohl über Guardinis Werk [[Die Bekehrung des Aurelius Augustinus]]] als auch über Guardini-Kenner aus Peru (z.B. [[Ricardo Gibu]]) und aus dem Augustinerorden (z.B. [[Prosper Grech]] OSA [1925-2019]) könnten sich noch Bezüge herausstellen. Siehe auch: [[Liste der Päpste]] und [[Romano Guardini und Wilhelm Emmanuel von Ketteler]]
 
=== "Romano Guardini – In memoriam [[Isola Vicentina]]" ===
Im November 2024 ist im EOS-Verlag ein von '''[[Max Oberdorfer]]''' stammender Bildband erschienen - https://eos-verlag.de/romano-guardini-in-memoriam-isola-vincentina/ . Neben den Bildern von Max Oberdorfer enthält der Band Texte von Guardini sowie eine Einführung von [[Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz]] unter dem Titel "Glut des Schauens", ein Text von [[Irene Favoretto]] mit dem Titel "Villa Velo-Guardini - Bilder und Geschichten" und einem Text von [[Dominik Fröhlich]] unter dem Titel "Der Philosoph der Einsamkeit".

Version vom 25. Mai 2025, 14:03 Uhr

10 Jahre "Laudato si" und 75 Jahre "Das Ende der Neuzeit" (24. Mai 2025)

Vor zehn Jahren veröffentlichte Papst Franziskus seine Umwelt- und Sozialenzyklika "Laudato si". Darin nimmt er direkten Bezug zu Romano Guardinis Buch "Das Ende der Neuzeit", das 1950, also vor nunmehr 75 Jahren erschienen ist. Nachdem es zeitgenössisch stark diskutiert, von den sechziger Jahren von regressiven und progressiven Kräften gleichermaßen einseitig - die einen scheinbar zustimmend, die anderen ablehnend, eine eine konservativ-kulturkritische Ecke gestellt, gilt es nunmehr mehr denn je als eine prophetische Schrift, die trotz aller enthaltener Neuzeit- und Technikkritik die Neuzeit und die Technik als solche nicht in Frage gestellt, sondern bejaht wird. Der Mensch der Nach-Neuzeit braucht vor allem ein neues "Ethos der Macht", um "Macht über die Macht" zu gewinnen, die sich so sehr gesteigert hat, damit auch die Technik zum Wohle des Menschen und der Schöpfung eingesetzt wird und nicht zu ihrem Schaden.

Im Sinne eines besseren Verständnisses des Theorems vom "Ende der Neuzeit" kann nicht entschieden genug darauf hingewiesen werden, dass Guardini dieses Ende zur Jahrhundertwende ansetzt und nicht erst nach "1945". Es ist bereits in seinem anonymen Rezensionsaufsatz "Das Interesse der deutschen Bildung an der Kultur der Renaissance" (1911) enthalten. Guardini spricht in diesem Aufsatz von der Aufgabe, ein neues "Mittelalter" zu schaffen, nicht durch ein Zurück zum vergangenen, sondern durch ein Vorwärts zu "unserem Mittelalter". Guardini positioniert sich somit sehr früh gegen eine bloße Mittelalter-Nostalgie, wohl aber auch für eine Überwindung der zersetzten "neuzeitlichen" Kultur. (S. 11: "Wie aus der zersetzten hellenistisch-römischen Kultur, durch den Eintritt des Christentums und Germanentums das Mittelalter wurde, das Schauspiel, scheint mir, könnte uns Weisheit lehren, denn unsere Aufgabe ist, ein neues »Mittelalter« zu schaffen. Das braucht niemanden zu erschrecken; nicht zurück zum vergangenen, sondern vorwärts zu »unserem Mittelalter« solls gehen."

Papst Leo XIV. wurde am 8. Mai 2025 gewählt

Habemus Papam: Mit Kardinal Robert Francis Prevost OSA (* 1955), der sich als Papst den Namen Leo XIV. gibt, wurde erstmals seit Pius XI. (und mit Ausnahme des kurzen Pontifikats von Papst Johannes Paul I.) ein Papst gewählt, der keine persönliche Beziehung oder Verbindung zu Guardini oder seinem Werk hat. Anders als bei Papst Pius XII., Papst Johannes XXIII., Papst Paul VI., Papst Johannes Paul II., Papst Benedikt XVI. und Papst Franziskus hat sich Leo XIV. bislang nicht öffentlich mit Romano Guardini auseinandergesetzt oder auf ihn Bezug genommen. Allerdings sind viele Bereiche seines Wirkens als Augustiner, in Peru und in Rom noch nicht bekannt genug. Denn sowohl über Guardinis Werk Die Bekehrung des Aurelius Augustinus] als auch über Guardini-Kenner aus Peru (z.B. Ricardo Gibu) und aus dem Augustinerorden (z.B. Prosper Grech OSA [1925-2019]) könnten sich noch Bezüge herausstellen. Siehe auch: Liste der Päpste und Romano Guardini und Wilhelm Emmanuel von Ketteler