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* [2025- | * [2025-030] Romano-Guardini-Preis 2024, in: [[Zur Debatte]], 55, 2025, 2, S. 4-17 [Sammelband] - https://kath-akademie-bayern.de/wp-content/uploads/debatte_2025-2.pdf; als Video: https://www.youtube.com/watch?v=YDmw8vWL3Cw | ||
** [2025- | ** [2025-031] [[Achim Budde]]: Verdient auf allen Ebenen, S. 4-7 [Artikel] - https://kath-akademie-bayern.de/wp-content/uploads/debatte_2025-2.pdf; als Video: https://www.youtube.com/watch?v=YDmw8vWL3Cw; zu Romano Guardini: | ||
*** S. 5: "Ob ich faktisch zu meinem Recht komme oder nicht, ob mir im Konkreten Gerechtigkeit widerfährt oder nicht, ob die Menschenrechte in meinem Leben Wirklichkeit sind oder nicht, das macht einen gewaltigen Unterschied! Dieser Gedanke hätte Romano Guardini gefallen. Denn Recht und Gerechtigkeit sind für ihn wichtige Größen, die in seinen Schriften immer wieder aufblitzen. In den berühmten Meditationen zu den Tugenden heißt es: „Das Wort [Gerechtigkeit] hat einen hohen, aber auch tragischen Klang. Schöne Leidenschaft hat sich an ihm entzündet; edelste Großmut ist um seinetwillen geübt worden – aber an wie viel Unrecht erinnert es auch; an wie viel Zerstörung und Leid. Die ganze Geschichte der Menschheit könnte man unter der Überschrift erzählen: ,Der Kampf um die Gerechtigkeit‘.“ Dass übrigens Angelika Nußberger sich seit ihren frühen Münchner Jahren mit dem Werk Romano Guardinis beschäftigt – sie wird nachher noch davon erzählen – das verleiht der heutigen Konstellation einen geradezu familiären Charakter." | *** S. 5: "Ob ich faktisch zu meinem Recht komme oder nicht, ob mir im Konkreten Gerechtigkeit widerfährt oder nicht, ob die Menschenrechte in meinem Leben Wirklichkeit sind oder nicht, das macht einen gewaltigen Unterschied! Dieser Gedanke hätte Romano Guardini gefallen. Denn Recht und Gerechtigkeit sind für ihn wichtige Größen, die in seinen Schriften immer wieder aufblitzen. In den berühmten Meditationen zu den Tugenden heißt es: „Das Wort [Gerechtigkeit] hat einen hohen, aber auch tragischen Klang. Schöne Leidenschaft hat sich an ihm entzündet; edelste Großmut ist um seinetwillen geübt worden – aber an wie viel Unrecht erinnert es auch; an wie viel Zerstörung und Leid. Die ganze Geschichte der Menschheit könnte man unter der Überschrift erzählen: ,Der Kampf um die Gerechtigkeit‘.“ Dass übrigens Angelika Nußberger sich seit ihren frühen Münchner Jahren mit dem Werk Romano Guardinis beschäftigt – sie wird nachher noch davon erzählen – das verleiht der heutigen Konstellation einen geradezu familiären Charakter." | ||
*** S. 6: "Auf allen Ebenen ist es also spannend beim Thema Menschenrechte. Und auf allen Ebenen braucht es Engagement! Das sah bereits Romano Guardini so, der uns Staatsbürger zur Mitarbeit aufruft: „Die staatsbürgerliche Pflicht enthält nicht nur die zur Achtung vor den Rechten des Andersdenkenden, sondern auch die zum Kampf für das als wahr Erkannte: … für das Rechte“ – so Guardini – für das, was Recht ist." | *** S. 6: "Auf allen Ebenen ist es also spannend beim Thema Menschenrechte. Und auf allen Ebenen braucht es Engagement! Das sah bereits Romano Guardini so, der uns Staatsbürger zur Mitarbeit aufruft: „Die staatsbürgerliche Pflicht enthält nicht nur die zur Achtung vor den Rechten des Andersdenkenden, sondern auch die zum Kampf für das als wahr Erkannte: … für das Rechte“ – so Guardini – für das, was Recht ist." | ||
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*** "Mit dem Romano-Guardini-Preis werden herausragende Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich im Geiste der Ideen Guardinis hervorragende Verdienste erworben haben. Guardini kennen die meisten als Theologen und Philosophen, aber sein Wirken wies weit über diese Felder hinaus. Literaturwissenschaftliche und pädagogische Betrachtungen gehörten ebenso zu diesem wissenschaftlichen Allroundgenie, auf das wir in Bayern sehr stolz sind. Dabei war Guardini wahrlich kein Repräsentant der Wissenschaft, der sich in den Elfenbeinturm zurückzog. Ihm ging es immer um den modernen Menschen – und wie er sich in der so unübersichtlichen und komplexen Welt zurechtfindet." | *** "Mit dem Romano-Guardini-Preis werden herausragende Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich im Geiste der Ideen Guardinis hervorragende Verdienste erworben haben. Guardini kennen die meisten als Theologen und Philosophen, aber sein Wirken wies weit über diese Felder hinaus. Literaturwissenschaftliche und pädagogische Betrachtungen gehörten ebenso zu diesem wissenschaftlichen Allroundgenie, auf das wir in Bayern sehr stolz sind. Dabei war Guardini wahrlich kein Repräsentant der Wissenschaft, der sich in den Elfenbeinturm zurückzog. Ihm ging es immer um den modernen Menschen – und wie er sich in der so unübersichtlichen und komplexen Welt zurechtfindet." | ||
** [[Andreas Voßkuhle]]: Eine Powerfrau – Die Laudatio, S. 9-12 [Artikel] | ** [[Andreas Voßkuhle]]: Eine Powerfrau – Die Laudatio, S. 9-12 [Artikel] | ||
** [2025- | ** [2025-032] [[Angelika Nußberger]]: Das Ausrufezeichen hinter den Menschenrechten, S. 13-15 [Artikel] - https://kath-akademie-bayern.de/wp-content/uploads/debatte_2025-2.pdf; als Video: https://www.youtube.com/watch?v=YDmw8vWL3Cw; zu Romano Guardini: | ||
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**** "Namen gleichen solchen Orten, auch zu ihnen kann man zurückkehren. Der Name, zu dem ich bei der heutigen Feier zurückkehren, mehr noch, heimkommen darf, ist Romano Guardini. In meiner Jugend hatte mein Weg auf erstaunliche Weise immer wieder zu ihm hingeführt. Zunächst – sein Name war bei uns zuhause präsent wie der eines lieben Verwandten, von dem man mit großer Achtung spricht. Es war meine Mutter, die ihn oft erwähnte. Sie war eine jener vielen, die Sonntag für Sonntag in den 50er Jahren seine Predigten in der Ludwigskirche hörte, eine aus jener orientierungslos gewordenen Generation, geboren 1925, eingeschult 1931, und wenig später schon hineingezwängt in die Erziehungsmaschinerie der Nationalsozialisten. Für sie war, so scheint es mir jetzt im Nachhinein, Romano Guardini einer derjenigen, der ihrem Tritt wieder Sicherheit gab, der für sie die Welt mit eindringlichen Worten erklären und ihr geistig Halt geben konnte. | **** "Namen gleichen solchen Orten, auch zu ihnen kann man zurückkehren. Der Name, zu dem ich bei der heutigen Feier zurückkehren, mehr noch, heimkommen darf, ist Romano Guardini. In meiner Jugend hatte mein Weg auf erstaunliche Weise immer wieder zu ihm hingeführt. Zunächst – sein Name war bei uns zuhause präsent wie der eines lieben Verwandten, von dem man mit großer Achtung spricht. Es war meine Mutter, die ihn oft erwähnte. Sie war eine jener vielen, die Sonntag für Sonntag in den 50er Jahren seine Predigten in der Ludwigskirche hörte, eine aus jener orientierungslos gewordenen Generation, geboren 1925, eingeschult 1931, und wenig später schon hineingezwängt in die Erziehungsmaschinerie der Nationalsozialisten. Für sie war, so scheint es mir jetzt im Nachhinein, Romano Guardini einer derjenigen, der ihrem Tritt wieder Sicherheit gab, der für sie die Welt mit eindringlichen Worten erklären und ihr geistig Halt geben konnte. | ||
Version vom 4. Juli 2025, 18:22 Uhr
- [2025-030] Romano-Guardini-Preis 2024, in: Zur Debatte, 55, 2025, 2, S. 4-17 [Sammelband] - https://kath-akademie-bayern.de/wp-content/uploads/debatte_2025-2.pdf; als Video: https://www.youtube.com/watch?v=YDmw8vWL3Cw
- [2025-031] Achim Budde: Verdient auf allen Ebenen, S. 4-7 [Artikel] - https://kath-akademie-bayern.de/wp-content/uploads/debatte_2025-2.pdf; als Video: https://www.youtube.com/watch?v=YDmw8vWL3Cw; zu Romano Guardini:
- S. 5: "Ob ich faktisch zu meinem Recht komme oder nicht, ob mir im Konkreten Gerechtigkeit widerfährt oder nicht, ob die Menschenrechte in meinem Leben Wirklichkeit sind oder nicht, das macht einen gewaltigen Unterschied! Dieser Gedanke hätte Romano Guardini gefallen. Denn Recht und Gerechtigkeit sind für ihn wichtige Größen, die in seinen Schriften immer wieder aufblitzen. In den berühmten Meditationen zu den Tugenden heißt es: „Das Wort [Gerechtigkeit] hat einen hohen, aber auch tragischen Klang. Schöne Leidenschaft hat sich an ihm entzündet; edelste Großmut ist um seinetwillen geübt worden – aber an wie viel Unrecht erinnert es auch; an wie viel Zerstörung und Leid. Die ganze Geschichte der Menschheit könnte man unter der Überschrift erzählen: ,Der Kampf um die Gerechtigkeit‘.“ Dass übrigens Angelika Nußberger sich seit ihren frühen Münchner Jahren mit dem Werk Romano Guardinis beschäftigt – sie wird nachher noch davon erzählen – das verleiht der heutigen Konstellation einen geradezu familiären Charakter."
- S. 6: "Auf allen Ebenen ist es also spannend beim Thema Menschenrechte. Und auf allen Ebenen braucht es Engagement! Das sah bereits Romano Guardini so, der uns Staatsbürger zur Mitarbeit aufruft: „Die staatsbürgerliche Pflicht enthält nicht nur die zur Achtung vor den Rechten des Andersdenkenden, sondern auch die zum Kampf für das als wahr Erkannte: … für das Rechte“ – so Guardini – für das, was Recht ist."
- Joachim Herrmann: Mit messerscharfem Sachverstand, S. 8 [Artikel]
- "Mit dem Romano-Guardini-Preis werden herausragende Persönlichkeiten ausgezeichnet, die sich im Geiste der Ideen Guardinis hervorragende Verdienste erworben haben. Guardini kennen die meisten als Theologen und Philosophen, aber sein Wirken wies weit über diese Felder hinaus. Literaturwissenschaftliche und pädagogische Betrachtungen gehörten ebenso zu diesem wissenschaftlichen Allroundgenie, auf das wir in Bayern sehr stolz sind. Dabei war Guardini wahrlich kein Repräsentant der Wissenschaft, der sich in den Elfenbeinturm zurückzog. Ihm ging es immer um den modernen Menschen – und wie er sich in der so unübersichtlichen und komplexen Welt zurechtfindet."
- Andreas Voßkuhle: Eine Powerfrau – Die Laudatio, S. 9-12 [Artikel]
- [2025-032] Angelika Nußberger: Das Ausrufezeichen hinter den Menschenrechten, S. 13-15 [Artikel] - https://kath-akademie-bayern.de/wp-content/uploads/debatte_2025-2.pdf; als Video: https://www.youtube.com/watch?v=YDmw8vWL3Cw; zu Romano Guardini:
- S. 13:
- "Namen gleichen solchen Orten, auch zu ihnen kann man zurückkehren. Der Name, zu dem ich bei der heutigen Feier zurückkehren, mehr noch, heimkommen darf, ist Romano Guardini. In meiner Jugend hatte mein Weg auf erstaunliche Weise immer wieder zu ihm hingeführt. Zunächst – sein Name war bei uns zuhause präsent wie der eines lieben Verwandten, von dem man mit großer Achtung spricht. Es war meine Mutter, die ihn oft erwähnte. Sie war eine jener vielen, die Sonntag für Sonntag in den 50er Jahren seine Predigten in der Ludwigskirche hörte, eine aus jener orientierungslos gewordenen Generation, geboren 1925, eingeschult 1931, und wenig später schon hineingezwängt in die Erziehungsmaschinerie der Nationalsozialisten. Für sie war, so scheint es mir jetzt im Nachhinein, Romano Guardini einer derjenigen, der ihrem Tritt wieder Sicherheit gab, der für sie die Welt mit eindringlichen Worten erklären und ihr geistig Halt geben konnte.
- "Dem Denken Romano Guardinis bin ich selbst nach dem Tod meines Vaters begegnet, als ich 14 Jahre alt war. Der Vater meiner Freundinnen, der Psychiater Dr. Schöne, drückte mir bei einem meiner Besuche ein kleines Bändchen in die Hand – die Duineser Elegien von Rainer Maria Rilke in der hellgrünen schmalen Ausgabe des Insel-Verlags. „Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen? Und gesetzt selbst, es nähme einer mich plötzlich ans Herz: ich verginge von seinem stärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nichts als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen.“ Dieser Satz hat mich seither begleitet. Aber annähern konnte ich mich ihm erst in dem Augenblick, in dem ich Romano Guardinis Interpretation oder besser – philosophische Auseinandersetzung damit – las. Diese beiden Texte – Rilke und Guardini – waren mir in meiner Jugend wichtig. Aber dann habe ich sie in ein inneres Schatzkästchen verschlossen, das ich erst jetzt wieder geöffnet habe, als mir die Katholische Akademie in Bayern den Romano-Guardini-Preis zusprach. [...] Aber was bedeutet nun ein Denken wie dasjenige von Romano Guardini in unserer Gegenwart? Er hat „Christliche Weltanschauung“ gelehrt, ein Fach, das von den Nationalsozialisten verboten wurde, nach dem Krieg aber als Kompass dienen konnte. Es war ein auf dem Christentum, aber auch auf der literarischen und philosophischen Tradition des Abendlandes beruhendes Denken, das nach Wahrheit in einer alles relativierenden Moderne fragt. Gibt es dieses Denken noch in unserer Zeit? Hat es Gewicht?"
- "Bei der Vorbereitung meiner Ansprache habe ich die Bücher Guardinis zuhause wieder zur Hand genommen und in dem Buch Freiheit, Gnade, Schicksal meine Exzerpte zur Frage, was ein freier Mensch und was eine freie Handlung sei, gefunden: „Wer primär den Charakter der Freiheit trägt, ist der personelle, das heißt, der sich selbst in die Hand gegebene Mensch. Die freie Handlung ist die Weise, wie die Person ihr auf die Freiheit hin bestimmtes Sein zum Akt werden lässt.“ Wenn ich dies jetzt, mit dem Abstand von mehreren Jahrzehnten, lese, scheint mir Guardinis Stil klangvoll, aber auch pathetisch zu sein; ich spüre, wie die Sprache sich inzwischen versachlicht hat und vorsichtiger geworden ist. Aber die Botschaft ist noch wirksam – noch immer geht es um das Verhältnis des Individuums zu sich selbst – der „sich selbst in die Hand gegebene Mensch“ – und das Verhältnis des Individuums zu Staat und Gesellschaft – als Bestimmtsein „auf die Freiheit hin“."
- S. 15: "Die Katholische Kirche hat mit dem Romano-Guardini-Preis Menschen mit sehr unterschiedlichem gesellschaftlichem Wirken geehrt; es ist eine Reihe von sehr großen Namen, neben denen ich nicht bestehen kann. Aber ich denke, der Preis gilt auch den Menschenrechten, die in der Gegenwart bedeutungsvoller denn je sind und die ich als säkulares Spiegelbild des Denkens von Romano Guardini sehe."
- S. 13:
- Reinhard Marx: Schlusswort, S. 16 f. [Artikel]
- [2025-031] Achim Budde: Verdient auf allen Ebenen, S. 4-7 [Artikel] - https://kath-akademie-bayern.de/wp-content/uploads/debatte_2025-2.pdf; als Video: https://www.youtube.com/watch?v=YDmw8vWL3Cw; zu Romano Guardini: