Vorlage:1963 Rezensionen Hölderlin
Aus Romano-Guardini-Handbuch
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- [1963-000] Walter Bröcker: Das was kommt - gesehen von Nietzsche und Hölderlin, 1963 [neu aufgenommen] – [Monographie] - https://books.google.de/books?id=mCxIAAAAMAAJ ; zu Romano Guardini:
- S. 38 f.: „... Zu sehr, O Christus, häng ich an dir. Guardini sagt zu dieser Stelle[24 R. Guardini, Hölderlin 1939, S. 563 f.]: Ich glaube nicht, daß er noch ein zweites Mal ausgesprochen worden ist, dieser Vorwurf eines Christusliebenden gegen sein eigenes Herz, es liebe ihn, Christus, zu sehr und die »anderen Götter“ zu wenig! Aber diesen zweiten Selbstvorwurf, er liebe die anderen Götter zu wenig, den hat sich Hölderlin in Wahrheit nie gemacht, im Gegenteil nennt er sie genauso wie Christus solche, die zu lieb mir sind[25 2, 149]. In gleicher Weise also klagt er sich einer zu großen Liebe zu den alten Göttern Griechenlands an. Und der Grund dieser Selbstanklage ist beidemale derselbe: Liebe heißt Gegenwart wollen, Gegenwart Christi und der anderen Götter zumal. Solches Wollen aber verkennt das unausweichliche Schicksal der christlichen Zeit, in der die fernen Götter in ihrer Ferne belassen werden müssen. Die Selbstanklage: zu sehr o Christus häng ich an dir, erhebt also nicht den Vorwurf, zu christlich, sondern den entgegengesetzten, nicht christlich genug zu denken. Das Unchristliche ist die Versuchung, Christus aus Liebe zu ihm in einen anwesenden Gott zu verwandeln. Daß aber Hölderlin dazu versucht wird, ist nicht Zufall, sondern hat seinen Grund in seinem Dichterberuf: Die Dichter müssen, auch die geistigen, weltlich seyn[26 2, 156]. Der Dichter muß das sinnlich Gegenwärtige besingen, auch der geistige, d. h. der der christlichen Zeit. Daher sagt Hölderlin in seiner letzten wachen Zeit: Christus. Diesen möcht' Ich singen gleich dem Herkules ... Das geht aber Nicht. Anders ists ein Schicksal. Wundervoller. Reicher zu singen. Unabsehlich Seit jenem die Fabel. Und jetzt Möcht - ich die Fahrt der Edelleute nach Jerusalem, und das Leiden irrend in Canossa. Und den Heinrich singen[27 2, 181 f.]. Diese letzte Aufgabe, die Hölderlin vor sich sah, die Geschichte als den Mythos Christi zu dichten, war ihm nicht mehr zu lösen vergönnt. Guardini meint am Schluß seines Buchs, die Auseinandersetzung Hölderlins mit der Christusgestalt sei nicht zur letzten Entscheidung gekommen, so sei es offengeblieben, ob sie durch die anderen Götter Hölderlins „endgültig in deren Art und Zusammenhang hineingezogen und damit zur letzten Besiegelung autonomer Weltgöttlichkeit gemacht worden wäre, oder ob sie diese Eingleichung gesprengt und sich die anderen Söhne des höchsten Vaters´ als Deuter ihrer eigenen souveränen Sinnfülle untergeordnet“ hätte [28 a.a.O., 564]. In Wahrheit ist aber ein solcher Konflikt, der auf die eine oder andere Weise entschieden werden könnte und müßte, gar nicht da.“
- [1963-000] Detlev Lüders: Die unterschiedene Einheit. Eine Grundstruktur im Spätwerk Hölderlins. I. Das Gefüge der Welt in der Hymne „Der Einzige“, in: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts, 1963, S. 106-138 [neu aufgenommen] – [Artikel] - https://books.google.de/books?id=8pfgAAAAMAAJ
- [1968-000a] dann in Detlev Lüders: Die Welt im verringerten Maasstab: Hölderlin-Studien, 1968 [neu aufgenommen] – [Artikel] - https://books.google.de/books?id=FkMpAAAAYAAJ; zu Romano Guardini:
- 1963, S. 111/1968, S. 24: „Zur Hymne „Der Einzige“ ... – Romano Guardini, Hölderlin. Weltbild und Frömmigkeit, Leipzig 1939, S. 512-522“
- 1963, S. 129/1968, S. 44: „Christus „erfüllet“ das, was so „an den andern“ – Herkules und Bacchus – „noch ... gefehlet“. Im Gegensatz zu diesen beiden ist er nicht weltlich – nicht deshalb, weil er kein `Heide´ mehr ist, auch nicht, weil er gegenüber dem `Weltlichen´ etwa das `Geistliche´[30 Guardini, a.a.O. S. 516.] verträte, sondern weil er auf weltliche Macht verzichtet, um die einfachste Form des Irdisch-Menschlichen zu verwirklichen.“
- 1963, S. 136/1968, S. 53: „Hölderlins ` Suchen´ nach Christus und nach dessen Verhältnis zu den Göttern vor ihm hat nicht, wie man vielfach meint, auf halbem Weg ergebnislos geendet.[44 Vgl. z.B. Guardini, a.a.O. S. 564: „Hölderlin hat die Auseinandersetzung [mit Christus] nicht zu Ende gebracht. Sie ist unentschieden stehen geblieben.“ - ...] Es ist zu dem einen unausschöpfbaren Ergebnis gelangt, das mit dem Titel „Der Einzige“ schon seit dem Beginn der Arbeit an dieser Hymne bereitsteht. Daß Hölderlin nicht etwa dem spezifisch >christlichen< Einzigkeitsanspruch stattgibt, daß er also nicht zum Christentum tendiert und sich nicht der „christlichen Entscheidung“ [45 Guardini, a.a.O. S. 522. ...] ausgeliefert sieht, wurde dargelegt. Hölderlin begründet die Einzigkeit Christi nicht mit Kategorien des Christentums, die notwendig etwas Fremdes in seinem ganz eigenen Werke wären, sondern allein mit den seiner Dichtung immanenten Konsequenzen der unterschiedenen Einheit des Weltganzen.“
- 1968, S. 56: [57 Dazu vgl. ... Romano Guardini, Hölderlin. Weltbild und Frömmigkeit, Leipzig 1939, bes. S. 113-185. ...]