Romano Guardini und die Bedeutung des Dogmas vom dreieinigen Gott für die sehende und erkennende Begegnung zwischen Menschen, Tieren und Dingen
Es handelt sich um die deutsche Fassung eines in italienisch gehaltenen und eines voraussichtlich 2026 im Englischen gedruckten Tagungsbeitrag vom 12. Januar 2022. Die hybrid in Rom und virtuell abgehaltene Tagung zum Thema "Threefold seeing" wurde von Yvonne Dohna Schlobitten organisiert.
Ein katholischer und dreifaltiger Weg des Welt-Erkennens
Was ist Sehen und Erkennen für Guardini?
Was ist Begegnung für Guardini ?
Die Begegnungs- und Erkenntnisräume und Polarität von Oben und Innen
Das Verhältnis von Raum und Zeit
Der Mensch "wird" im Raum der gegenständlichen Bestimmtheit des Dings
Das Einzelding und die Ganzheit
Guardinis Unterscheidung zwischen zeitlichen "Räumen" und dem ewigen Raum der Trinität
Sokrates und die Annäherung zwischen dem Erkennenden und der Wahrheit
Die Übertragung auf die Begegnung mit Kunstwerken
Guardini und das "Lob des Buches"
Francis Jammes und die "Gewißheit, daß die Dinge Seelen haben"
Die Seele von Tieren und die Erwartung in der Natur
Der Verlust des Mysteriums
Der hl. Franziskus und das "Großes verheißende Geheimnis"
Guardini fährt damit fort, dass es nur wenige Erwachsene gibt, die auf einer höheren Ebene einen ähnlich großen Einfluss auf ihre Umwelt ausüben. Einer von ihnen war der heilige Franziskus. In solchen Persönlichkeiten wird deutlich, was der heilige Paulus im Brief an die Römer meinte.
„Diese Herrlichkeit der Kinder Gottes hat angefangen, in Franziskus und um ihn her offenbar zu werden. In seiner Nähe hat die Welt begonnen, selig zu werden. In seinen Augen und in seinem Herzen und in seinen Händen haben die Dinge begonnen, anders zu werden, als sonst ... Das ist ein großes verheißendes Geheimnis“ (ebd., S. 80)
Zusammenfassung
Guardini schrieb bereits 1916: "Dieses "Band der Gnade" gibt allein den Menschen die sittliche Kraft, das Wesensziel der Gemeinschaft zu verwirklichen, wirklich ein lebendiges "Spurbild" der Hochheiligen Dreieinigkeit zu werden. So kommt ihm aus der Trinität nicht nur das Vorbild des Gemeinschaftslebens, sondern auch die Kraft, es zu erreichen" (Wurzeln eines großen Lebenswerks - Band 1, 2000, S. 53).
Dies gilt jedoch nicht nur für das Verhältnis zwischen Person und Gemeinschaft, sondern für alle Begegnungen zwischen Menschen und anderen Wesen, ob mit dem Sinn, die Wahrheit zu erkennen oder die Wahrhaftigkeit zu verwirklichen. In seinen Ethikvorlesungen in den 1950er Jahren fügte Guardini hinzu: "Erkennen bedeutet, daß im Geist des Menschen der Sinn des Seins offenbar wird. Das heißt aber, daß an ihm, an dieser ihm zugewiesenen Stelle der Geschichte sich der Sinn der Welt erfüllt. Daß hier recht eigentlich erst Welt wird. […] Die eigentliche Welt geht aus der Begegnung zwischen mir und dem Vorhandenen hervor: in unserem Fall aus jener Begegnungsform, die Erkenntnis heißt. Darin wird die bloß vorhandene Welt zur erkannten und gewinnt so ihre endgültige Dimension. Dadurch erfüllt […], der Mensch den göttlichen Auftrag, immerfort die Welt zu vollenden, und darin "Bild und Gleichnis" des Schöpfers zu werden“ (Guardini, Ethik, 1993, S. 736 f.).