Thomas Mann
Aus Romano-Guardini-Handbuch
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Paul Thomas Mann (1875-1955) war ein deutscher Schriftsteller und einer der bedeutendsten Erzähler des 20. Jahrhunderts.
Biographie
Lübeck
- 1889 Der junge Thomas Mann sieht sich bereits als lyrisch-dramatischer Dichter (Unterschrift in einem Brief an Frieda L. Hartenstein)
- 1891 Tod des Vaters (Blasenkrebs)
- 1893 Mutter zeiht mit Geschwistern nach München
- 1893 Herausgabe der Schülerzeitschrift "Der Frühlingssturm" mit ersten Prosaskizzen (z.B. "Vision") und Aufsätzen und Veröffentlichung des Gedichts "Zweimaliger Abschied" im literarischen Magazin "Die Gesellschaft"
München (1894-1896)
- 1894 Vorzeitiges Verlassen des Katharineums zu Lübeck als Obersekundaner; sein Vormund Krafft Tesdorpf bestimmte daraufhin, dass Thomas Mann einen bürgerlichen Beruf ergreifen sollte; er bekam eine Stelle als Volontär in einer Feuerversicherungsgesellschaft
- 1894 Schriftstellerdebut mit der Novelle "Gefallen" im literarischen Magazin "Die Gesellschaft"
- 1895 aufgrund des Erfolges Beendigung der Versicherungstätigkeit; stattdessen Besuch von Vorlesungen an der Technischen Hochschule München, um später einen journalistischen Beruf auszuüben
- 1895 bis 1896 Beiträge für die nationalchauvinistische und antisemitische Monatsschrift "Das zwanzigste Jahrhundert", deren kurzzeitiger Herausgeber sein Bruder Heinrich Mann war; auch Thomas Manns Beiträge enthielten, wenn auch moderat bereits jene antijüdischen Stereotype, die sich auch in seinen literarischen Arbeiten um die Jahrhundertwende finden werden
Italien (1896-1898)
- 1896 Volljährigkeit; Leben als freier Schriftsteller aufgrund der monatlich Zinsen des väterlichen Vermögens in Höhe von 180 Mark; außerdem Umzug nach Italien zu seinem Bruder Heinrich
- Juli 1897 Mietwohnung im östlich von Rom liegenden Ort Palestrina; dort entstand das Unikat "Bilderbuch für artige Kinder" mit parodistischen „Kunstgedichte“ und eigenhändigen Zeichnungen als Geschenk für ihre Schwester Carla zur Konfirmation, das über den jüngsten Bruder Viktor an die Kinder von Thomas Mann ging, aber seit 1933 als verschollen gilt; erhalten sind nur einige Zitate, Abschriften und Reproduktionen; außerdem schrieb Mann die Novellen, u.a. "Der kleine Herr Friedemann"; Beginn der Arbeiten am Roman "Buddenbrooks".
Rückkehr nach München (1898-1933)
- 1898/99 ein Jahr lang Redakteur beim Simplicissimus
- 1900 „Einjährig-Freiwilliger“ im Münchner Leibregiment; nach drei Monaten wohl aufgrund von Beziehungen der Mutter zum Oberstabsarzt Dienstuntauglichkeit aufgrund von "Plattfüßen", die aber laut Thomas Mann gar nicht vorhanden waren (vgl. Musterungsszenen in "Bekenntisse des Hochstaplers Felix Krull" und in Heinrich Manns "Der Untertan")
- 1901 erster, zweibändiger Roman "Buddenbrooks" mit zunächst geringem Erfolg; erst Durchbruch mit der einbändigen zweiten Auflage von 1903 ; anschließend Novellen und Erzählungen wie "Tonio Kröger" (1903) und "Tristan" (1903, von Guardini gelesen)
- 1903 Beginn der Entfremdung zwischen den Brüdern Thomas und Heinrich Mann
- 1903 Umzug der Mutter mit Bruder Viktor nach Augsburg
- Frühjahr 1904 Kennenlernen der Münchnerin Katharina „Katia“ Pringsheim (auf Vermittlung der gemeinsamen Bekannten Elsa Bernstein), die ab 1890 in der elterlichen Villa in der Arcisstraße 12 (heute etwa: Katharina-von-Bora-Straße 10) aufgewachsen war, die bis Ende der 1920er Jahre als ein gesellschaftlicher Mittelpunkt Münchens galt (mit Gästen wie Walther Rathenau und Franziska zu Reventlow, Else Lasker-Schüler und Hugo von Hofmannsthal); im November Verlobung
- 11. Februar 1905: Heirat (1909 literarisch verarbeitet im Roman "Königliche Hoheit"); 1905 Geburt von Erika; 1906 folgen die Kinder Klaus, 1909 Golo, 1910 Monika, 1918 Elisabeth und 1919 Michael)
- 1906 Theaterstück "Fiorenza"
- 1907 Essay "Die Lösung der Judenfrage"
- 1909 Beginn der Arbeit am Roman Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull, erst nach dem Zweiten Weltkrieg fortgesetzt
- 1910 Tod der Schwester Carla Mann
- 1911 Novelle "Der Tod in Venedig" (mit homoerotischen Schwärmereien)
- 1912 Aufenthalt von Katia Mann in Davos wegen des Verdachts auf Tuberkulose;
- 1913 Beginn der Arbeiten an "Der Zauberberg" (1915 unterbrochen, erst 1924 vollendet)
- 1914 Erwerb eines Hauses in der Münchener Poschingerstraße 1 (am Herzogpark)
- 1914 zu Beginn des Ersten Weltkriegs - im Unterschied zu seinem Bruder Heinrich, den er als frankophilen "Zivilisationsliteraten" sieht - für die "Ideen von 1914"; daraus entsteht sein Werk "Betrachtungen eines Unpolitischen", von dem er sich aber bereits Ende 1918 - kurz nach der Drucklegung - nach und nach distanzierte
- 1919 Ehrendoktorwürde durch die Universität Bonn (zu diesem Zeitpunkt war Guardini noch nicht an der Universität Bonn, hat aber sicher im Jahr darauf von dieser Ehrung mitbekommen)
- 1921 Essay "Zur jüdischen Frage"
- 24. Juni 1922 Die Ermordung des Reichsaußenministers Walther Rathenau löst Manns Entscheidung mit aus, öffentlich für die Weimarer Republik und ihre Werte einzutreten; vgl. Rede "Von deutscher Republik"
- Mitglied der liberaldemokratischen Deutschen Demokratischen Partei und des Komitees der Paneuropäischen Union
- 1924 Bildungsroman "Zauberberg"
- 1925 Beginn mit der Arbeit an seinem mehrbändigen Werk "Joseph und seine Brüder" (am Ende Tetralogie)
- Gründungsmitglied der Sektion Dichtkunst bei der Preußischen Akademie der Künste; Eintreten gegen das damals geltende Gesetz zur Bewahrung der Jugend vor Schund- und Schmutzschriften, das die schriftstellerische Freiheit einschränkte.
- 1926 "Unordnung und frühes Leid" und "Über die Ehe"
- 30. November 1926: Rede in der Münchner Tonhalle mit scharfer Kritik am Münchner Kulturbetrieb; dies führte bereits Anfang 1927 zur Einsetzung eines Komitees zur Förderung der Literatur durch die Stadt München (mit den Mitgliedern Thomas Mann, Catherina Godwin, Hans Ludwig Held, Hans von Gumppenberg, Emil Preetorius, Peter Dörfler und Wilhelm Weigand)
- 1927 Tod der Schwester Julia "Lula" Mann
- 1929 Nobelpreis für Literatur für "Buddenbrooks"
- 1930 Novelle "Mario und der Zauberer"
- 17. Oktober 1930 "Deutsche Ansprache. Ein Appell an die Vernunft" im Berliner Beethoven-Saal als Reaktion auf den gewaltigen Stimmenzuwachs der NSdap bei der Reichstagswahl am 14. September 1930 (Guardini war zu diesem Zeitpunkt nicht in Berlin, sondern in Isola Vicentina)
- Oktober 1932 Vortrag im Ottakringer Volksheim mit Aufruf zur Allianz mit dem "Roten Wien"
Exil in der Schweiz (1933-1938)
- 10. Februar 1933: Vortrag "Leiden und Größe Richard Wagners" im Auditorium maximum der Universität München, anschließend Auslandsreise mit seiner Frau mit Vorträge in Amsterdam, Brüssel und Paris und dann im März 1933 zu einem Winterurlaub in der Schweiz, wo sie Stammgäste in Arosa, vor allem im Waldhotel, in dem Katia Mann 1914 und 1926 zur Kur gewesen war; dies stellte sich dann als Beginn des Exils heraus; erste Station des Exils war Sanary-sur-Mer in Frankreich; dann ging man in die Schweiz nach Küsnacht in der Nähe von Zürich
- 17. März 1933 Austritt aus der Sektion Dichtkunst bei der Preußischen Akademie der Künste nach Aufforderung, gegenüber der nationalsozialistischen Regierung eine Treueerklärung abzugeben
- 10. Mai 1933 (Tag der Bücherverbrennung): Ausschluss aus dem Münchener Literaturbeirat; im Unterschied zu den Werken seines Bruders Heinrich und seines Sohnes Klaus blieben Thomas Manns Werke von der Bücherverbrennung verschont
- 1933 erster Band von "Joseph und seine Brüder": "Die Geschichten Jaakobs", es folgen 1934 "Der junge Joseph"; 1936 "Joseph in Ägypten" und 1943 "Joseph der Ernährer"
- 1934 und 1935 erste Reisen in die Vereinigten Staaten
- Mai 1936 aufgrund von "höhnischen Bemerkungen" und "feindseliger Propaganda" Thomas Manns empfiehlt Ernst von Weizsäcker brieflich, das Ausbürgerungsverfahren in die Wege zu leiten, nachdem dieses 1933 ausgesetzt worden war
- 19. November 1936 tschechoslowakische Staatsbürgerschaft, basierend auf dem von der Stadt Proseč gewährten Heimatrecht; wenige Wochen später wurde ihm – gleichzeitig mit seiner Frau Katia und den Kindern Golo, Elisabeth und Michael – die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt
- 19. Dezember 1936 Aberkennung der Ehrendoktorwürde durch die Universität Bonn
- September 1937 erstmaliges Erscheinen der deutschen Exilzeitschrift "Mass und Wert. Zweimonatsschrift für freie deutsche Kultur" mit Thomas Mann und Konrad Falke als Herausgeber
Exil in den USA (1938-1952)
- 1938 Emigration in die USA; 21. Februar Ankunft in New York („Es ist schwer zu ertragen. Aber was es leichter macht, ist die Vergegenwärtigung der vergifteten Atmosphäre, die in Deutschland herrscht. Das macht es leichter, weil man in Wirklichkeit nichts verliert. Wo ich bin, ist Deutschland. Ich trage meine deutsche Kultur in mir. Ich lebe im Kontakt mit der Welt und ich betrachte mich selbst nicht als gefallenen Menschen.“)
- Gastprofessur an der Universität Princeton
- 1938 Essay "Bruder Hitler"
- Sommer 1939 vorerst letzte Europareise; Arbeit am Roman über Goethe, der noch 1939 unter dem Titel "Lotte in Weimar" erschien
- nach Kriegsbeginn Mitglied in mehreren Ausschüssen, die Emigranten unterstützten (u.a. Unitarian Service Committee und Committee for Jewish and Christian Refugees)
- Oktober 1940 Beginn mit den Texten für seine Radiosendung Deutsche Hörer!; ab März 1941 in Kalifornien auf Platte aufgezeichnet, mit der Luftpost nach New York gebracht, dort per Kabel nach London zur BBC übertragen, die fünf- bis achtminütigen Aufnahmen über Langwelle auch in das deutsche Reichsgebiet ausstrahlte
- ab April 1941 Übersiedelung nach Pacific Palisades, einem Stadtteil von Los Angeles in Kalifornien, ab Februar 1942 in einem eigens errichtetes Wohnhaus; dort Zugang zu den nordamerikanischen Unitariern (First Unitarian Church in Los Angeles)
- 1943 bis 1947 Arbeit am Doktor Faustus – unterbrochen 1946 durch eine Lungenkrebserkrankung, die in Chicago operativ behandelt wurde; dazu Kontaktaufnahme zu Strawinsky, Hanns Eisler und Arnold Schönberg sowie zu Adorno, der in der Nachbarschaft lebte
- 1944 US-amerikanische Staatsbürgerschaft
- 1947 Spätwerk "Doktor Faustus"
- 1947 Entfremdung von der Politik der USA und dem Beginn des Kalten Krieges
- 1949 Tod des Bruders Viktor Mann
- 1949 erster Besuch in Deutschland anlässlich der Feiern zu Goethes 200. Geburtstag, wo er in Frankfurt den westdeutschen Goethe-Preis und in Weimar den ostdeutsche Goethe-Nationalpreis erhielt; Stationen auch in Stuttgart und München
- Dezember 1949: Entschluss nach Deutschland zurückzukehren
- 1950 Tod des Bruders Heinrich Mann
- 1951 "Der Erwählte"
- Juni 1951 Vor dem Repräsentantenhaus im Kongress wird er als „einer der weltweit bedeutendsten Verteidiger von Stalin und Genossen“ bezeichnet; dies verfestigt seinen Entschluss, zumal er vor dem Komitee für unamerikanische Umtriebe Rechenschaft über seine Aktivitäten ablegen musste
- 1951 Teilnahme an den Salzburger Hochschulwochen; dabei Begegnung und Auseinandersetzung mit Romano Guardini
Rückkehr in die Schweiz (1952-1955)
- Juni 1952 Rückkehr der Manns in die Schweiz mit Tochter Erika („wiederholten Emigration“), zunächst nach Erlenbach bei Zürich, dann ab 1954 in Kilchberg über dem Zürichsee
- 1953 Ehrenpräsidentschaft der Deutschen Schillerstiftung in Weimar (DDR)
- 1954 "Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull"; der aber ein Fragment geblieben ist
- 1955 Essay "Versuch über Schiller" zum 150. Todestag Friedrich Schillers; Festansprachen in Stuttgart und in Weimar
- 1955 Ehrenmitglied der Deutschen Akademie der Künste
- 20. Mai 1955 Verleihung der Ehrenbürgerwürde in Lübeck
- ab 18. Juli 1955 Erkrankung während eines Aufenthaltes in Südholland (Diagnose Beinvenenthrombose); 12. August 1955 Tod im Zürcher Kantonsspital (an einer Ruptur der unteren Bauchschlagader infolge von Arteriosklerose).
Biographische und bibliographische Bezüge zwischen Romano Guardini und Thomas Mann
siehe Romano Guardini und Thomas Mann
Internet
- Wikipedia-Biographie - https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Mann