Carl Heinrich Becker

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Carl Heinrich Becker (1876-1933) war ein deutscher Orientalist, Politiker und parteiloser preußischer Kultusminister (1921 und 1925-1930).

Biographie

  • Studium der Orientalistik
  • Schüler von Ernst Troeltsch, Bekannter Max Webers
  • Begründer der deutschen Islamwissenschaft (siehe: Christentum und Islam, Tübingen 107 und öfters)
  • 1908 Übernahme des neugeschaffenen Lehrstuhls für Geschichte und Kultur des Vorderen Orients am Hamburger Kolonialinstitut
  • 1913 Berufung an die Bonner Universität
  • 1916 Berufung an die Berliner Universität
  • 1916 gleichzeitig Referent im preußischen Kultusministerium, für das er eine "Denkschrift über den künftigen Ausbau der Auslandsstudien an den preußischen Universitäten" verfasste.
  • 1919 Unterstaatssekretär beim neuen Kultusminister Konrad Haenisch; gemeinsam mit Otto Benecke (erster Vorsitzender der 1919 gegründeten Deutschen Studentenschaft): Entwurf der "Verordnung über die Bildung von Studentenschaften", die am 18. September 1920 in Kraft trat;
  • April bis November 1921 Kultusminister
  • November 1921 bis Januar 1925 Staatssekretär und Kultusminister Otto Boelitz;
  • 1924: Kant und die Bildungskrise der Gegenwart, Leipzig 1924.
  • 1925 bis 1930 Kultusminister unter Otto Braun (SPD)
  • 1925 Gründung der Pädagogischen AKademien zur Lehrerbildung
  • 1926 Mitgründer der Deutschen Dichterakademie
  • 1926/27 Forderung als Kultusminister, für die staatliche Anerkennung der preußischen Studentenschaften das „arische Prinzip“ aufzugeben. Die „Freien Vereinigungen katholischer Studierender“ (FV) gingen darauf ein, während die völkisch orientierten sich verweigerten und die republikanisch orientierten wenig Einfluss hatten.
  • Becker förderte auch bewusst demokratische Rechts- und Staatslehrer, war 1929 noch maßgeblich am Konkardat zwischen Preußen und dem Vatikan beteiligt.
  • 1930 nicht ganz freiwilliger Rücktritt aus Enttäuschung, wie die verschiedenen Landtagsfraktionen mit ihm als parteilosem Liberalen umgingen.
  • 1930: Becker förderte bewusst demokratische Rechts- und Staatslehrer, war 1929 noch maßgeblich am Konkardat zwischen Preußen und dem Vatikan beteiligt, bevor er 1930 gehen musste.
  • 1930: Im Jahr seines Rücktritts veröffentlichte er die Schrift „Das Problem der Bildung in der Kulturkrise der Gegenwart“ (Leizpig 1930, abgedruckt in: Müller, Guido: Carl Heinrich Becker. Internationale Wissenschaft und nationale Bildung. Ausgewählte Schriften, Köln 1997, S. 406-422): Ohne auf Guardini zu verweisen – genannt werden Eberhard Grisebach, Georg Kerschensteiner als Pädagogen, Max Scheler, Martin Heidegger als Philosophen – ist er in der kulturpolitischen Konzeption Beckers gegenwärtig, wenn er zum Beispiel von der „vornehmen und eigenartigen Aufgabe des Kulturpolitikers“ spricht, „das Mögliche mit dem Denkbaren in der Verwirklichung zu lebendiger Synthese zu bringe.“ Damit habe der Kulturpolitiker neben dem Philosophen und Pädagogen eine eigene Aufgabe und Verantwortung wahrzunehmen (ebd., S. 407). Auch viele seiner weiteren Ausführungen sind von diesem Gedanken der lebendigen, letzten Synthese geprägt: „Auch wir fragen mit dem großen dänischen Denker Kierkegaard, dem Gegenspieler und zugleich Ergänzer Nietzsches, ob denn „die Vernunft allein getauft und die Leidenschaften Heiden seien“. Wir ahnen eine letzte Synthese zwischen dem Rationalen und dem Irrationalen in der Seinswelt des Lebendigen.“ (ebd., S. 416.) Auch zwischen Individuum auf der einen Seite und Gemeinschaft als Untergruppen und als Gattung auf der anderen Seite sieht er eine polare, „geheimnisvolle Verbindung“ (ebd., S. 419). Denn das „Individuum Mensch steht aber nur logisch isoliert, in der Wirklichkeit ist es ein Gruppenwesen. Das Zoon politikon des Aristoteles bedeutet nicht „politisches“, sondern „soziales“ Lebewesen. Das Soziale gehört zum Wesen des Begriffs Mensch. Jede Bildung des Menschen, die MENSCHENformung sein will, darf deshalb nicht nur das Individuum in seiner Isoliertheit berücksichtigen, sondern muß die soziale Gebundenheit des Menschen in Familie, Arbeitsverband, Gesinnungsgemeinschaft, Stammes- oder Sprachzugehörigkeit ins Auge fassen und darf dabei über den sich oft überschneidenden soziologischen Untergruppen niemals die wichtigste Bindung an die Gattung Mensch außer acht lassen.“ (ebd., S. 418f.) Durch das „entscheidende Gegenwartsproblem der Masse, der Massenhaftigkeit des menschlichen Lebens wie des menschlichen Betriebes“ habe „Problem Individuum und Gemeinschaft ... eine ganz neue Aktualität“ gewonnen. Vor allem auch für den Bildungsprozess sei die Problem der „Gestaltung und Gliederung der Masse“ zum Kernproblem geworden. „Fritz Klatt, ein bekannter deutscher Pädagoge, hat soeben in einem feinen Büchlein `Die geistige Wendung des Maschinenzeitalters´ die sich hier auftuende Problematik meisterlich und in vorbildlicher Sprache gezeichnet. In der Massenhaftigkeit sieht er unser Schicksal; die natürlich Angst vor ihr kann nur durch amor fati, durch Bejahung unserer Aufgabe, überwunden werden. Auch ihm steht dabei die Persönlichkeit im Vordergrund, aber nicht die Persönlichkeit schlechthin, sondern die opferwillige. `Persönlichkeitsbildung´, sagt er, `wird also künftig nötiger sein als je zuvor, um das geschichtlich erforderte Maß von Verantwortungs- und Opferwillen aufzubringen.´ `Wer sich dem Zeitschicksal entziehen will, verliert auch unser persönliches Vertrauen. Diese politische Wendung des Zeitalters ist als ein elementarer Wille zur Gruppierung und Gestaltung zu bezeichnen.´ Persönliche Bildung muß übergehen in `persönlichen Einsatz´.“ (ebd., S. 419f.) Schließlich kommt Becker auch noch auf die „Spannung zwischen dem Nationalen und dem Internationalen“ als einem „Sonderproblem im Verhältnis des Individuums zur Gemeinschaft“ zu sprechen, das er allerdings ebenfalls in seiner lebendigen und polaren Spannung lösbar sieht (ebd., S. 422). Schließlich fasst er seine Gedanken noch einmal in einem Duktus zusammen, der geradezu von Guardini formuliert sein könnte: „Das Charakteristische der gegenwärtigen Kulturkrise liegt in der Erschütterung der bisherigen Bildungsgrundlagen sowie in dem jede intensive Bildung bedrohenden Problem der Masse ... Die BILDUNG DER PERSÖNLICHKEIT, die zum Opfer des Einsatzes bereit ist, tritt vom philosophischen wie vom praktischen Standpunkt aus in den Mittelpunkt unseres Bildungsstrebens. ... Unser Ausleseverfahren wird dabei demokratisch sein müssen; das Ziel aber – wie bei jeder wahren Bildung – muß aristokratisch bleiben. Die Spannung zwischen dem aristokratischen Ich und der demokratischen Masse muß `ausgehalten´ und durch Dienst an der Gemeinschaft entspannt werden. ... Aus letztem menschlichen Verantwortungsgefühl und an das Göttliche im Menschen erblüht dann die humane Bildung eines glücklicheren Zeitalters" (ebd., S. 422).
  • Am 10. Februar 1933 stirbt Becker im Alter von nur 56 Jahren.
  • Becker ist der Vater von Hellmut Becker, der seinerseits mit Romano Guardini über den Tod seines Vaters hinaus Verbindung hielt.

Bezüge zu Guardini

Schlüsselstellung für die Berufung Guardinis nach Berlin

  • Carl Heinrich Becker und dem Ehepaar Schlüter wird eine Schlüsselstellung für die Berufung GUardinis nach Berlin zugeschrieben.
  • Becker stand auch voll hinter der Interpretation Guardinis, wie er die Weltanschauungsprofessur ausgestalten wollte.

Briefe an Erich Wende

  • Internet-Angebot von Bert Boehmer: Briefe, in: Carl Heinrich Becker. Geschichte einer großbürgerlichen Familie in Briefen und Dokumenten. Briefe an von Carl Heinrich Becker an Erich Wende, Ministerialreferenten im Kultusministerium, Erich Wende, 1918-26 (Aus dem Privatarchiv von Michael Becker, Berlin, 134 Seiten Maschinenmanuskript der Briefe in Auszügen von Erich Wende), davon haben einige Guardini-Bezug (https://carl-heinrich-becker.de/tag/erich-wende):

Diner zu Ehren von Pacelli

  • 491. 16.1.1924: "Mit heißem Bemühen brachte ich es fertig, das morgen Braun ein Diner zu Ehren von Pacelli gibt. Sämtliche preußischen Minister, Reichspräsident, Kanzler Weißmann und ich sind geladen. Daran schließt sich dann ein Empfang von etwa dreißig Notablen, darunter Harnack, Seeberg, Smend, Kahl, Guardini von Professoren. Das Ganze im Smoking weil – sage und schreibe – der preußische Ministerpräsident (Braun) keinen Frack besitzt. Und dann wollen diese Leute internationale Politik machen. Braun wollte erst gar nicht, nun muß er aber, da alle Minister auf Repräsentationsgelder verzichtet haben und gegebenenfalls der Ministerpräsident einen unbeschränkten Kredit bekommt. Er war sehr ängstlich darin, ich mußte auch den Finanzminister aufbieten. Die Sache kostet 800-1000 Mark. Es ist wirklich begreiflich, daß wir bei solcher Ängstlichkeit international keine Rolle spielen können. Auch andere Hemmungen gab’s. Braun meinte, der Vatikan nütze uns nichts, mache sich nur wichtig und spiele doch nur Frankreich gegen uns aus und umgekehrt, um vatikanische Geschäfte zu machen. Gewiß richtig, aber wir müssen dann doch wenigstens mitspielen, um nicht nur Objekt zu sein. Dabei hat m.E. der Vatikan (genau wie England) alles Interesse an unserer Wiedererstarkung, schon um nicht Frankreich ausgeliefert zu sein. Außerdem ist der Vatikan eine politische Börse ohnegleichen."

Gesprächsabend mit Guardini, Goetsch und Gragger

  • 509. 29.6.1924: "Da denke ich zunächst an den Mittwoch Abend; wo ich den sehr geglückten Versuch machte, Guardini und Goetsch mit Gragger und mir zu einer geistigen Einheit zusammenzuschließen. Es war ein ganz feiner Abend, leider war’s für die Veranda zu kalt, wir saßen unter der roten Lampe, nachdem uns die Gattin mit köstlichem Abendessen erquickt hatte. Guardini im großen Sessel, unmittelbar neben der Lampe; seine klaren vergeistigten Züge rembrandtisch beleuchtet, dann folgte Goetsch, nicht so gespannt wie Guardini, aber entspannt, an diesem Abend eigentümliche „Stille des Herrn“. Gragger und ich, die Alkoholiker und Nikotiniker, die wahren Weltkinder gegenüber den zwei Heiligen, bescheiden zurückgelehnt in den zwei Ecken des großen Sofas schon im Dunkeln. Vor uns auf dem Tisch Spiräen und Rittersporn aus dem Garten. Ich kurbelte langsam und vorsichtig an. Wir sprachen vom Nutzen des Aufenthaltes im Ausland, kamen zum Amerikanismus, zur Ethik und Seele der Technik und waren unvermerkt mitten in der Problemstellung der Jugendbewegung. Keiner trat stark hervor, einer warf dem anderen den Ball zu, aber es war eine starke geistige Gemeinschaft, und Guardini sprach mir beim Abschied – wir brachten ihn gemeinsam zur Bahn – seine große Freude darüber aus, daß eine solche geistige Gemeinschaft bei vier von so verschiedenen Welten kommenden Menschen eben doch möglich wäre. Gragger und ich brachten dann noch Goetsch zur Untergrundbahn, wobei die Zwei sich noch gehörig herumstritten über die Frage, ob die Verfeinerung unserer Kultur eine Wertintensivierung oder nur eine Wertverlagerung bedeute, welch letzteres Goetsch mit seiner ganzen Eigensinnigkeit (und wohl einer Spur von proletarischem Ressentiment, natürlich unbewußt) verfocht. Gragger und ich waren uns dafür ganz einig. Die Parallele mit der körperlichen Ausbildung liegt auf der Hand."

Aussprache zwischen der Jugendbewegung und den Schulmeistern über Lehrerbildung

  • 524. 1.2.1925: "Gestern war nämlich unter meinem Vorsitz die große grundsätzliche Aussprache zwischen der Jugendbewegung und den Schulmeistern über die Lehrerbildung. Die Referate waren schrecklich dilettantisch, die Debatte danach von bemerkenswerter Höhe. Es wurde ihnen gründlich die Meinung gesagt, aber selbst Spranger sagte doch schließlich: die Lehrerbildungsreform wird im Geist der Jugendbewegung gemacht oder sie wird überhaupt nichts. Es waren sehr feine Menschen zusammen. Dabei alle Kandidaten für die Nachfolge Schwartz, die sich produzieren durften, Grau, Türkenschmid usw. Ich denke übrigens daran, die Lehrerbildungsreform von einem Juristen machen zu lassen: eine köstliche Lebensaufgabe. Schade, daß Du nicht mehr als Ministerialrat kommen würdest. Ich denke jetzt an Lohmeyer. Bei der Tagung witzige kleine Spezialduelle, so Sprenger – Breysig. Glänzend war Guardini, Lothar Schreyer, Götze/Hamburg usw."
  • 525. 8.2.1925: "Am Montag ging die Lehrerbildung weiter, ja erreichte erst ihren Höhepunkt in einer fabelhaft fein geschliffenen Diskussion Guardini – Nohl. Guardinis Einfluß auf die Studentenmassen des alten bürgerlichen Typs mag gering sein, seine Wirkung auf die bewegte Jugend aller Schattierungen ist enorm. Jedenfalls war er einer der führenden Köpfe dieser im Ganzen doch sehr geglückten Tagung. Großonkel Spranger hielt sich Montag fern, er gehört auch nicht zu den Schaffenden, sondern zu den Kritisierenden. Es entstand auch ein innerkatholischer Dissens zwischen Schneider /Köln und Guardini. Ersterer wollte vom Standpunkt seiner starken Glaubensposition so etwas wie Kulturkrise gar nicht gelten lassen, während Guardini wohl im Glauben die feste Position gegeben sah, aber gerade deshalb die ganze Not der neuen Krise besonders scharf empfand.81 Auf dem Höhepunkt der Debatte ergriff ein Student das Wort und schilderte bescheiden, aber meisterhaft die Lage vom Standpunkt der Studenten aus. Er wies den die Wissenschaft stets im Munde führenden Professoren nach, daß auch sie höchstens in 1-5% der Fälle auf die alten Quellen zurückgingen, daß sie aber in 95-99% der Fälle auf Tradition bauten und mit Intuition arbeiteten. Es war ein junger Historiker namens Schuchardt, wohl ein Sohn des Professors. Ich habe ihn mir Mal für nächste Woche bestellt."

Erich Wende

  • Zu den Briefen und den Bezügen zu Guardini siehe auch Erich Wende, C. H. Becker, Mensch und Politiker. Ein biographischer Beitrag zur Kulturgeschichte der Weimarer Republik, 1959 [Monographie] - https://books.google.de/books?id=aO0HAAAAMAAJ, zu Romano Guardini
    • S. 51: "Er hatte sich das Vergnügen gemacht, unter der roten Lampe drei voneinander sehr verschiedene Männer zu vereinigen: Guardini, den Deutschungarn Gragger, Berliner Ordinarius für Ungarisch und Götsch , den von der Berliner Volksschule gekommenen Leiter des für alle musischen Bestrebungen der Jugendbewegung repräsentativen Musikheims in Frankfurt (Oder). "Guardini", schrieb Becker, "im großen Sessel unsichtbar neben der Lampe, seine klaren, vergeistigten Züge rembrandtisch beleuchtet, dann folgte Götsch, nicht so gespannt wie Guardini, aber entspannt, an diesem Abend eigentümliche `Stille im Herrn´. Gragger un dich, die Alkoholiker, die wahren Weltkinder gegenüber den zwei Heiligen, bescheiden zurückgelehnt in die zwei Ecken des Sofas, schon im Dunkeln. vor uns auf dem sich Spiräen und Rittersporn aus dem Garten. Ich kurbelte vorsichtig und langsam an. Wir sprachen vom Nutzen des Aufenthaltes im Ausland, kamen zum Amerikanismus, zur Ethik und Seele der Technik und waren unbemerkt mitten in der Problemstellung der Jugendbewegung. Keiner trat stark hervor, einer warf dem anderen den Ball zu, aber es war eine starke geistige Gemeinschaft, und Guardini sprach mir beim Abschied - wir brachten ihn gemeinsam zur Bahn - seine große Freude darüber aus, daß eine solche geistige Gemeinschaft bei vier von so ganz verschiedenen Welten kommenden Menschen eben doch möglich wäre."
    • S. 126: "Hier sollten dann auch die Dozenturen für Fragen der Weltanschauungen , wie sie in Berlin durch einen planmäßigen Lehrstuhl (für Guardini) und anderwärts in Form von Gastprofessuren oder Lehraufträgen verwirklicht wurden, ihren Platz finden."
    • S. 318: Über Beckers Verhältnis zur Jugendbewegung schrieb Guardini: "Er war unter den ..." (noch zu ergänzen!!!)
  • Für S. 51 siehe auch: Erich Bitterhof (Hrsg.): Georg Götsch, Lebenszeichen, 1969, S. 97;

=== Becker und der Selbstbildungsbrief "Staat in uns"

  • Carl Heinrich Becker schätzte Guardinis letzten Selbstbildungsbrief "Staat in uns" so ausnehmend, dass er ihn in den Schulen verteilen ließ (Gerl, S. 141).

Guardini über Becker

  • Guardini, Stationen und Rückblicke/Berichte über mein Leben, a.a.O., S. 39: Für Guardini war Becker “Kulturpolitiker mit lebendigem Gefühl für Menschen und geistige Strömungen. Für die pädagogischen Versuche der Zeit wie überhaupt für die Jugendbewegung hatte er viel Verständnis. Auch der Katholizismus interessierte ihn, und nicht nur als geistespolitischer Faktor, sondern als lebendige, schaffende Macht.”
  • Vgl. Zur Streichung des k.w. Vermerks bezüglich meines Lehrstuhles (Stabi): Guardini konnte sich daher mit dem an der Sache interessierten Kultusminister nach eigenem Bekunden desöfteren austauschen.
  • 1926 war das Vertrauensverhältnis bereits so stark, dass Guardini im Januar 1926 erfolgreich zu Becker ging, um Gelder für den Ausbau von Burg Rothenfels zu erwirken. Auch solche Bittgesuche gab es aller Wahrscheinlichkeit nach mehrere.

Archivalien

Bibliographie zu Guardini

Sekundärbibliographie

  • Seine Würdigung fand infolge der politischen Ereignisse erst nach dem Zweiten Weltkrieg in angemessener Weise statt:
  • Harro Siegel: Carl Heinrich Becker: 12. April 1876 bis 10. Febr. 1933 (Rede am 10. April 1946 in d. Pädag. Hochsch. zu Hannover), Braunschweig 1946 (Bausteine der Volkshochschule; 7). Es handelt sich um die Rede des "Puppenspielers" und Berliner bzw. Braunschweiger Professors für Kunsterziehung am 10. April 1946 in Hannover, der "seit C. H. Beckers Zeiten" mit Reichwein befreundet war (Rosemarie Reichwein: Die Jahre mit Adolf Reichwein prägten mein Leben, Ein Buch der Erinnerung, 1999, S. 54);
  • Werner Richter: Carl Heinrich Becker: Bildungsminister der ersten Deutschen Republik, Hannoversch-Münden, 1947, zuerst in: Neues Europa. 2, 1947. Richter ist ehemaliger Ministerialdirektor unter Carl Heinrich Becker;
  • Hans Heinrich Schaeder: Carl Heinrich Becker: Ein Gedenkbuch, 1950. Schäder (1896-1957) ist Orientalist, Ägyptologe und Religionshistoriker; darin:
    • Adolf Reichwein: Carl Heinrich Becker: Siegelbewahrer des Humanen (1931), in: ebd., S. 5-12;
  • Erich Wende: C. H. Becker. Mensch und Politiker. Ein biographischer Beitrag zur Kulturgeschichte der Weimarer Republik, Stuttgar 1959;
  • Kurt Düwell: Staat und Wissenschaft in der Weimarer Epoche. Zur Kulturpolitik des Ministers C.H. Becker, in: HZ, Beiheft NF 1, 1971, S. 31-74;
  • Heinz Stephan Rosenbusch: Die deutsche Jugendbewegung in ihren pädagogischen Formen und Wirkungen, Band 16, 1973, S. 151 – https://books.google.de/books?id=GvsDaQAAIAAJ: „Zu den ersten Beratern des späteren preußischen Kultusministers Carl Heinrich Beckers gehörte neben Georg Götsch und Adolf Reichwein der ebenfalls jugendbewegte Romano Guardini. Beckers "Idee von der Harmonie aller Kräfte in der Bildung" war von den dreien beeinflußt, und Blühers Buch "Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft" (Jena 1917/18) beschäftigte ihn intensiv. Nachdem Becker unter verschiedenen Ministern (v. Trott zu Solz, Schmidt-Ott, Haenisch) Staatssekretär war , wurde er 1921 selbst Minister. Unter ihm wurden wöchentliche Spielnachmittage, monatliche Wandertage, rhythmische Gymnastik für Mädchen den Schulen verbindlich gemacht. 1923 wurde unter dem Einfluß von Götsch die preußische Hochschule für Leibesübungen gegründet. 1922 berücksichtigten die Richtlinien für die Oberstufe Zeichnen, Kunstbetrachtung und handwerkliches Schaffen. Die Gründung zahlreicher Pädagogischer Akademien erfolgte ebenfalls in seiner Amtszeit, die Akademien wurden meist mit jugendbewegten Leitern und Lehrern besetzt.50)“
  • Heidemarie Nowak: Über Leben und Nachlaß des preußischen Kultusministers Carl Heinrich Becker 1876-1933, in: JBLG 33, 1982, S. 118;
  • Guido Müller: Weltpolitische Bildung und akademische Reform: Carl Heinrich Beckers Wissenschafts- und Hochschulpolitik 1908 -1930, Köln u.a. 1991;
  • Kurt Düwell: Carl Heinrich Becker, in: K. Jeserich/H. Neuhaus (Hrsg.): Persönlichkeiten der Verwaltung, Stuttgart 1991, S. 350-354.

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