Eva Zeller

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Eva Zeller, geb. Feldhaus, verh. Dirks (1923-2022) war eine deutsche Schriftstellerin.

Biographie

  • 1924 Nach der Schedung ihrer Eltern Aufwachsen auf dem Rittergut ihrer Großmutter in Görzke
  • Studium der Germanistik und Philosophie in Greifswald, Marburg und Berlin (dort nach 1939 auch Hörerin außerhalb der Universität bei Guardini)
  • Dr. phil. in Literatur
  • 1944 Heirat mit dem Kirchenmusiker Wolf-Dietrich Dirks, der Anfang 1945 als Soldat im Russlandfeldzug verschollen ist.
  • März 1945 Geburt ihrer Tochter Maren auf der Flucht
  • 1947 bis 1950 Dozentin bei der Lehrerausbildung in Görzke Junglehrer, selbst an der dortigen Zentralschule.
  • 1950 Heirat mit dem evangelischen Pfarrer und Kunsthistoriker Reimar Zeller;
  • 1951 Geburt der Tochter Susanne
  • 1950-1956 Wohnung in Hohenwerbig und Kleinmachnow
  • 1956 Weggang aus der DDR nach Südwestafrika (heute Namibia), wo ihr Mann die deutsche evangelische Gemeinde in Swakopmund betreute.
  • 1958 Geburt der Zwillinge Cordula und Joachim geboren.
  • 1962-1974 Rückkehr der Familie in die Bundesrepublik Deutschland, wohnhaft in Düsseldorf, anschließend in Villingen (Schwarzwald) und Heidelberg
  • ab 1998 wohnhaft in Berlin
  • September 2022 Tod im Alter von 99 Jahren;

Bibliographie zu Guardini

  1. Nein und Amen: autobiographischer Roman, 1986; (2)1991 [neu aufgenommen] - https://books.google.de/books?id=af1JAAAAYAAJ
  • 1991, S. 154; 1986, S. 167: Zitat aus Brief von ihrem Freund "Dirk": "Bitte erkundige Dich, ob Romano Guardini in Berlin Vorlesungen hält. Mein Leutnant und Freund ( Du hast ihn kennengelernt ) will wissen, Guardini sei zwangsemeritiert, soll aber im Raum der katholischen Kirche in Charlottenburg vielbesuchte Vorträge halten. Wenn das zutrifft, solltest Du hingehen, denn eine einzige Guardini-Vorlesung würde alle übrigen aufwiegen."
  • 1991, S. 164=1986, S. 178: "Zum Glück habe ich einen Teil meiner Bücher und fast alle Kolleghefte schon seit einigen Tagen bei Maya, um nicht jeden Tag in dieser Jahreszeit, wo es so früh dunkel wird und so spät hell, bis Spandau fahren zu müssen. Maya hat eine schöne Vierzimmerwohnung in der Nymphenburger Straße. Kennengelernt habe ich Maya schon in Greifswald althochdeutschen Seminar. Da saß sie, eine üppige Schönheit, die alle anderen zu Zuschauern machte, eine Exotin unter uns, und schrieb eifrig wie ein kleines Schulmädel jedes Wort mit. Erst nach einigen Wochen hörte ich, wie mangelhaft ihr Deutsch war."
  • 1991, S. 165=1987, S. 179: "Maya Kossuth wollte Deutsch von der Pieke auf lernen, von Althochdeutsch über Mittelhochdeutsch bis zu Neuhochdeutsch. Und das aus lauter Liebe zu einem deutschen Offizier, mit dem sie verlobt war."
  • 1991, S. 168=1986, S. 182: "Wie mir neben Pichlers Vorlesungen in Greifswald alle anderen zwar achtbar, aber langweilig vorgekommen sind, so jetzt in Berlin alle nichtssagend neben den Vorträgen von Romano Guardini. Dirks Leutnant hatte recht mit seiner Annahme, Guardini sei zwangsemeritiert worden. Er hält aber einmal wöchentlich in einer Jesuitenkirche sogenannte Predigtvorträge; gelegentlich auch in katholischen Volkshochschulen. Im Raum der Kirche kann man etwas, das sich Predigtvortrag nennt, nicht verbieten. Die Charlottenburger Veranstaltungen fangen zu verschiedenen Tageszeiten an wegen der drohenden Luftgefahr, vielleicht auch, um die Frau Herrs fernzuhalten. Ich weiß heute nicht mehr, wie wir, Maya und ich, immer wieder die Orte und Zeiten der Vorträge erfahren haben, es muß eine Art Flüsterpropaganda gegeben haben. Was Guardini sagt, ist mir unvergeßlich, weil es die brüllende Gegenwart so eigentümlich durchkreuzt wie nichts sonst. In diesen Jahren gibt es ja eine ganz bestimmte Weise zu denken, zu reden, sich zu geben, einen ganz bestimmten Stil des Diskurses, mit dem man wohlvertraut zu sein hatte, von dem man tunlichst selbst seine Träume nicht allzuweit abirren lassen sollte. Zu einem anderen Zeitpunkt, in einer anderen Stadt als diesem Nacht für Nacht bedrohten Berlin und in anderer als in Mayas Begleitung hätte ich womöglich nicht so offene Ohren für Guardinis Worte. Hier begreife ich, was mein Vater mir nicht hatte klarmachen können : die unvereinbaren Verständnisebenen der Machthaber und der Ohnmächtigen. Wer heute Guardini eine Verherrlichung des Leidens, ja des Märtyrertums vorwirft, vergißt die Häufung der Drangsale, denen der Unverblendete und Leidensfähige ausgesetzt ist und die ihn zu einem Schwermütigen machen, zu einem, um mit Guardini zu sprechen, der in hohem Maße wertfühlig ist. Und er vergißt, daß Guardini keinen Kult treibt. Er wettert vielmehr gegen titanische Selbstübersteigerung, gegen kosmische Selbstverflüchtigung und gegen pessimistische Selbstelegie. Wenn die Menschen in hellen Scharen in diese von Staats wegen nur eben geduldeten Predigtvorträge kommen, so deshalb, weil hier einer verhindert, daß man sich in dieser verzerrten, die Macht, die Gewalt, die Menschenverachtung anbetenden, verwundeten Wirklichkeit um des Himmels willen nicht einrichten, schon gar nicht gemütlich einrichten kann. Immer auch höre ich jedes Wort Guardinis mit Mayas Ohren. Nur dem äußersten Maß an Trauer und Elend kann der Glaube so umfassende Trostkraft erpressen. Manchmal könnte man rätseln, wer gerade vorn auf dem Katheder steht, Guardini oder Kierkegaard oder Kafka oder Jacob Burckhardt oder Pascal, so nahe wird den Zuhörern ein Geist gebracht, der zugibt, als Verzweifelnder und Schwermütiger gefährdet zu sein, und zwar in Schwäche und Hybris gleichermaßen. Die Gefährdung ist auch ohne extreme äußere Bedingungen da durch alles, was Ausweichen, Verschwimmen, Lässigkeit, Trägheit oder deren Ambivalenz Vermessenheit ist. Am nachdrücklichsten habe ich Guardinis Betrachtungen über die vollkommene Unschuld des Mannes von Nazareth in Erinnerung; wie stumpf und hilflos die Macht dieser Erscheinung bis heute gegenüberstehe; daß dergleichen auf Erden wandele, sei der polternden, stolpernden Welt ein Greuel. Zuweilen kann es sein, als stehe die Wahrheit wie [1991, S. 169= 1986, S. 184] ein Wesen im Raum. Hier geht es nicht um akademisch ausgewogene Darbietungen von Stoff, vielmehr um einen hingerissenen, sich preisgebenden Gottesnarr, der Maßstäbe setzt für unsere verstauchten Gewissen. Obgleich auch Maya keine Katholikin ist, bittet sie Guardini um ein Gespräch. Es werden mehrere Gespräche daraus, bis – ist es im Mai, ist es im Juni 43 Guardini Berlin verläßt, verlassen muß, denn Goebbels fordert alle hier nicht unbedingt Notwendigen auf, die Stadt zu verlassen. Da geht auch Maya zu ihren Eltern nach Fünfkirchen zurück."
  • Fünfkirchen = die ungarische Stadt Pécs. Bislang konnten von mir weder die Ungarin "Maya", noch der Leuntnant und Freund von "Dirk" identifiziert werden.

Rezeption

  • Papst Benedikt XVI. verweist in seinem Buch "Glaube - Wahrheit - Toleranz. Das Christentum und die Weltreligionen" (2003); engl. "Truth and Tolerance: Christian Belief and World Religions" (2004) auf die evangelische Schriftstellerin Eva Zeller bzw. auf ihre autobiographische Novelle "Nein und Amen", wenn sie über Romano Guardini schreibt.

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