Johannes Schneider

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Johannes Schneider (1895-1970) war ein baptistischer Theologe

Biographie

  • Sohn eines Baptistenpredigers
  • 1914 Reifeprüfung in Landsberg an der Warthe
  • 1914: Meldung als Kriegsfreiwilliger im Sanitätsdienst (im Oktober 1914 eingezogen)
  • 1915: Entlassung aufgrund einer Herzerkrankung
  • 1915 Studium an der Philosophischen Fakultät der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität
  • 1915/16 erste theologische Vorlesungen beim Neutestamentler Adolf Deißmann
  • 1916 Weiterstudium in Halle (drei Semester); anschließend Rückkehr nach Berlin (Studium der Philosophie, Geschichte, Rechtswissenschaft und Theologie)
  • September 1919: Wechsel an die Universität Göttingen (Studium der Geschichte und der Staatswissenschaften)
  • 1923 Dr. rer. pol. mit einer Arbeit über die sozialpolitischen Anschauungen Friedrich Naumanns
  • 1923 Wechsel an die Theologische Fakultät der Universität Berlin; Nebentätigkeiten für den Lebensunterhalt
  • 1926 Lic. theol. (später umgewandelt in Dr. theol.); anschließend im Kasseler Oncken-Verlag Redaktion des baptistischen Sonntagsblattes "Der Wahrheitszeuge" sowie für die Handreichung "Hilfsbote" für freikirchliche Geistliche
  • 1926 bis 1929 Sekretär der Deutschen Christlichen Studentenvereinigung (DCSV)
  • 1930 Habilitation mit einer Studie zum Begriff "doxa"; anschließend Privatdozent
  • im Kirchenkampf stellte er sich auf die Seite der Bekennenden Kirche; innerhalb der baptistischen Freikirche konnte er sich aber mit seiner Forderung, sich eindeutig gegen die Deutschen Christen zu stellen, nicht durchsetzen;
  • 1935 Nichtbeamteter außerordentliche Professor für Neues Testament an der Universität Berlin, als solcher der erste Baptist, der an einer deutschen Universität Theologie lehrte;
  • 1937 bis 1939 Nur vertretender Lehrstuhlinhaber an der Universität Breslau, da man ihm eine ordentliche Professur wegen politischer Unzuverlässigkeit verweigerte;
  • 1939/40 Gastprofessor an einer Hochschule in Ottawa (Kanada)
  • 1941 Rückkehr und probeweise Verbeamtung; allerdings nur im Rahmen einer außerordentlichen Professur
  • erst nach Kriegsende: planmäßige Professorenstelle; zugleich kommissarischer Dekan; Engagement für den Wiederaufbau der Theologischen Fakultät in den Räumen der ehemaligen BK-Kirchlichen Hochschule Berlin-Zehlendorf;
  • 1950 Ordentlicher Professor für Neues Testament an der Ost-Berliner Humboldt-Universität; 1954-1956 Dekan der Theologischen Fakultät
  • 1962 Ruhestand
  • 1963 Aufgabe seiner Vorlesungen als emeritierter Professor aus politischen Gründen, da die DDR-Behörden ihm als Westberliner den Passierschein verweigerten;
  • Neben seiner Lehrtätigkeit engagierte er sich viele Jahrzehnte im Leitungs- und Predigtdienst der Baptistengemeinde Berlin-Steglitz; über 30 Jahre lang war er als Ältester Mitglied des Vorstandes der Baptistengemeinde Steglitz.

Verbindung zu Guardini

  • Laut Hermann Hoffmann, Im Dienste des Friedens: Lebenserinnerungen eines katholischen Europäers. 1970, S. 259: "An den verschiedensten Orten bildeten sich sogenannte "Una-Sancta"-Kreise, die regelmäßig zusammenkamen. Sehr früh begann die Arbeit in Berlin, wo unter Leitung von Romano Guardini und des Neutestamentlers Schneider gemeinsame Bibelarbeit begann."
  • Auch der Guardini-Freund Heinrich Kahlefeld berichtet in einem Brief an Gerhard Fischer (Gerhard Fischer: Erneuerung aus dem Ursprung. Heinrich Kahlefeld zum Gedächtnis, in: Jahrbuch für Liturgik und Hymnologie, 29, 1985, S. 139), wobei der Zeitrahmen unklar bleibt: "Am liebsten würde ich ein langes Gespräch mit Ihnen führen. Sie werden hoffentlich bemerkt haben, daß es mir darauf ankommt, eine Lockerung der auf beiden Seiten verfahrenen Positionen auf dem Weg über die Biblische Theologie zu erreichen. Ich habe s. Zt. in Berlin in einem Arbeitskreis mit Johannes Schneider und Seesemann Berührung gehabt; damals hat sich gezeigt, wie Vieles möglich wäre, wenn wir unbedingt von der Schrift ausgingen. Damit ist die Frage nach der Tradition natürlich nicht erledigt, aber es wäre wenigstens auf dem uns unbedingt gemeinsamen Boden die dort mögliche und notwendige Klärung versucht."
  • Näheres zu dieser ökumenischen Bibelarbeit ist noch nicht bekannt.

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