Oswalt M. von Nostitz
Aus Romano-Guardini-Handbuch
Oswalt M. von Nostitz (1908-1997) war ein deutscher Diplomat, Schriftsteller und Übersetzer
Biographie
- Sohn von Alfred von Nostitz-Wallwitz und Helene von Nostitz, geb. Hindenburg und entfernt verwandt mit dem Reichspräsidenten
- seine Eltern waren gemeinsam mit Guardini und Carl Schmitt im Sombart-Kreis;
- 1931 erstes Staatsexamen in Jura
- 1932 Adoption durch Onkel Benno von Nostitz-Wallwitz (1865-1955) und somit Erbe dessen Vermögens und mehrerer Rittergüter in Sohland an der Spree
- 1932 NSDAP-Beitritt
- 1936 zweites Staatsexamen in Jura
- 1937-1945 Legationssekretär für das Auswärtige Amt
- 1945 Konversion zum Katholizismus
- 1958-1973 Arbeit in Brüssel für die Europäische Atomgemeinschaft und für die Europäische Kommission
- 1978-1983 Vorsitzender des „Bundesverbandes Deutscher Autoren“
- Übersetzer von Italo Calvino, Antoine de Saint-Exupéry, Charles Péguy, Ivan Gobry, Claude Tresmontant und Henri Bosco
Bibliographie zu Guardini
- 4 Treffer von 1947 bis 1991
- Überwindung des Nihilismus, in: Stimmen der Zeit, 140, 1947, S. 144-152 [neu aufgenommen] – [Artikel] - https://books.google.de/books?id=qDTcjgoWrfQC; zu Romano Guardini:
- S. 146: „Es gehört in den gleichen Zusammenhang, wenn Weber die Religion der Liebe kennzeichnet als eine rigorose Ethik, die „vom Diesseits abgewandt ... Umbiegung der vitalsten Triebe" verlange (S. 29 f.). Das mag auf gewisse Auswüchse des Puritanismus oder falsch verstandener Askese zutreffen, hat aber nichts mit dem hat aber nichts mit dem Christentum an sich zu tun, das den vitalen Trieben nur ihren richtigen Platz zuweist, das von einer „mächtigen, gestaltreichen Leibhaftigkeit " erfüllt ist (Guardini), das nicht zu einer Abkehr, sondern zu einer vertieften Bejahung des Diesseits führt, wie dies Christus durch seine Fleischwerdung bejaht hat. Es besteht denn auch nicht ein unüberbrückbarer Gegensatz zur Antike, wie es Weber wahrhaben möchte, der hieraus eine „Zwiespältigkeit der abendländischen Seele" herleitet, sondern ein Verhältnis fruchtbarer Spannung, das es den großen Lehrern der Kirche vom heiligen Augustin bis zum heiligen Thomas von Aquin und dem heiligen Bonaventura ermöglicht hat, die durch Paulus begonnene Anknüpfung an das bleibende Gedankengut der Antike an die Philosophie eines Platon und Aristoteles zu vollenden. Freilich wurde diese grandiose Leistung in einer Epoche vollbracht, die Weber ignoriert, da ihm die Zeit bis 1250 keine „vollbewußte, selbständig gewordene Daseinsdeutung" aufzuweisen scheint und keine Wegweisung „für unsere Nöte, die Nöte des fragenden Daseins" bedeute. Auch die Gestalt San Francescos, dieses den Wundern der Schöpfung und aller Kreatur mit überströmender Liebe zugewandten Heiligen, findet daher keine Berücksichtigung.“
- S. 151: „Man muß schon auf den durch den heiligen Augustinus überwundenen Manichäismus zurückgehen, um einer ähnlichen Vorstellungswelt wieder zu begegnen. Es ist wie ein „Einbruch religiöser Polymorphie ", der von Guardini schon bei anderen Erscheinungen des modernen Denkens festgestellt wurde (in: „Der Engel in Dantes Göttlicher Komödie", Hegner 1937, S. 40 f.). Mag es sich dabei nur um eine gedankliche Konstruktion oder wirklich um die Anrufung von Dämonen handeln (wobei es unwesentlich ist, ob man sie personifiziert oder mit der neutraleren Bezeichnung „Mächte" bedenkt) sicherlich tritt Gott bei diesem Ausflug in die „Transzendenz" ebenso wenig zutage wie bei der Diesseitsgläubigkeit eines Nietzsche. Um weiter mit Guardini zu sprechen, so man in diesem Fall gleichsam „Götter“ von „droben“ oder „drüben“ zu schaffen, wie im anderen Fall aus dem Menschen des Diesseits den Mensch-Gott oder den Übermenschen. Man kann darüber im Zweifel sein, was gefährlicher ist; jedenfalls wird in beiden Fällen die menschliche Seele schutzlos willkürlichen und unberechenbaren Gewalten oder besser Phantomen überantwortet, die jeden Aufbau einer gesunden Wertordnung gefährden, wenn nicht vernichten.“