Walter A. Berendsohn

Aus Romano-Guardini-Handbuch

Walter Arthur Berendsohn (1884-1984) war ein in Hamburg geborener deutscher Literaturwissenschaftler jüdischer Abstammung, der zuletzt in Schweden wirkte.

Biographie

  • Studium der Germanistik, Nordistik und Philosophie an den Universitäten Berlin, Freiburg, München und Kiel
  • Mitglied der Freistudentenschaft
  • 1911 Promotion zum Dr. phil.
  • 1920 Habilitation
  • 1920 Mitglied der Freimaurerloge Menschentum im Freimaurerbund Zur aufgehenden Sonne
  • 1926 nicht beamteter außerordentlicher Professor für deutsche Literatur und Skandinavistik an der Universität Hamburg, dort Engagement in der Hamburger freireligiösen Gemeinde und im Deutschen Monistenbund, politisch in der SPD
  • 1933 Entlassung durch die Nationalsozialisten, anschließend Emigration über Dänemark#
  • 1936 Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft, Einzug des Vermögens und Entzug des Doktortitels
  • 1938-1940 Stipendium der American Guild for German Cultural Freedom
  • 1939 Sein Werk "Die humanistische Front" gilt als Begründung der deutschen Exilliteraturforschung
  • 1943 Flucht nach Schweden, dort einfacher Archivmitarbeiter im Strindbergarchiv
  • Mitte der 1950er Jahre Gastprofessor an der Universität Stockholm, Arbeit am Germanistischen Institut, 1969 Einrichtung der Stockholmer Koordinationsstelle zur Erforschung der deutschsprachigen Exil-Literatur (gemeinsam mit Helmut Müssener), 1974 Ehrendoktorwürde
  • Mitbegründer des Freien Deutschen Kulturbundes (FDK) in Schweden. 1974 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Stockholm.
  • 1954 Wiederzuerkennung der venia legendi für Hamburg mit der Bitte davon abzusehen, in Hamburg davon Gebrauch zu machen
  • 1956 Antrag auf Wiedereinsetzung als beamteter außerordentlicher Professor; abgelehnt wegen unzureichender Qualifikation
  • 1958 Versuch des Rektors Karl Schiller wurde von der Philosophischen Fakultät ebenfalls zurückgewiesen
  • 1983 Ehrendoktortitel der Fakultät im Alter von 99 Jahren mit feierlicher Veranstaltung in Stockholm (Dabei bedankte sich die Universität bei Be)rendsohn ausdrücklich dafür, dass er nach der für die Universität beschämenden Vorgeschichte die Verleihung dieser Ehrung nicht abgelehnt hatte.
  • 2001 Umbenennung der Hamburger Arbeitsstelle für deutsche Exilliteratur (HafdE) in Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur (BFfdE)
  • Mitinitiator der Literaturnobelpreises für Nelly Sachs, deren Biograph und Förderer er war, und des Friedensnobelpreises für Willy Brandt

Bezug zu Guardini

  • 1953 nahm Berendsohn Stellung zu Guardinis Schrift "Verantwortung. Gedanken zur jüdischen Frage: Walter A. Berendsohn: Romano Guardini om Judefragan i Tyskland (Rezension zu: Guardini, Verantwortung. Gedanken zur jüdischen Frage), in: Judish Tidskrift, Stockholm, 1953 [Mercker 3673, bei Mercker wohl "Behrendsohn" statt "Berendsohn"] - [Rezension] - [noch nicht online]